Bei der Landtagswahl 2022 erreichte die AfD in Waldbröl knapp 14 Prozent, fast dreimal so viel wie im NRW-Schnitt. Viele der Wähler kommen aus den Stadtvierteln, in denen vor allem Russlanddeutsche leben. Das zeigen Erhebungen der Initiative "Oberberg ist bunt, nicht braun", die die Wahlergebnisse vor Ort seit Jahren dokumentiert. Schätzungen zufolge haben ein Viertel bis ein Drittel der rund 20.000 Waldbröler Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion. Aber warum wählen Menschen, die oder deren Eltern sich einst auf den Weg gemacht haben, ausgerechnet die AfD? Eine Partei, die sich ausdrücklich gegen Zuwanderung positioniert?

Waldbröl im Oberbergischen Kreis
Jannis Panagiotidis, Professor für Migration und Integration der Russlanddeutschen, sieht einen Grund in enttäuschten Hoffnungen. Sie seien mit dem Anspruch immigriert, als Deutschen unter Deutschen zu leben, aber nie als solche akzeptiert worden. Und jetzt äußerten sie ihren Frust dadurch, dass sie eine besonders deutsche Partei wählten. Die bürgerlichen Parteien in Waldbröl räumen heute ein, dass sie sich zu wenig um die Russlanddeutschen und ihre Bedürfnisse gekümmert haben. Lässt sich das noch ändern?
Autoren: Niklas Schenk und Arne Hell
Redaktion: Susanne Betz und Valentina Dobrosavljević