Im März flohen Maria und ihre Kinder von Kiew nach Katowice, Nastia mit ihrer Schwester von Tschernihiw nach Poznan. Mehr als zwei Millionen Ukrainer:innen sind seit Beginn des Krieges mit ihren Kindern nach Polen geflüchtet. So viele wie in kein anderes europäisches Land.
Viele Ukrainer:innen sind bei Bekannten und Verwandten untergekommen, aber auch bei völlig Fremden. Tausende polnische Familien sind in ihren Wohnungen und Häusern zusammengerückt, um Geflüchtete aufzunehmen. Vor allem Privatpersonen, NGOs und lokale Behörden stemmen die Flüchtlingsbetreuung. Die Hilfsbereitschaft ist enorm.
Zentral-staatliche Einrichtungen treten kaum in Erscheinung. Der in Polen traditionell schwache öffentliche Sektor ist überfordert. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Kosten für die Flüchtenden vor allem der werktätigen Bevölkerung aufgebürdet werden“, warnt der Krakauer Politikwissenschaftler Marcin Kedzierski. Er befürchtet, dass sich die enorme Hilfsbereitschaft in den nächsten Wochen erschöpfen wird und Ressentiments gegenüber den Hilfesuchenden zunehmen.
Denn sowohl das Gesundheits- wie auch das Schulsystem, die seit Jahren unter Personal- und Finanzmangel leiden, geraten durch die große Zahl der Geflüchteten noch stärker unter Druck. Mittlerweile sind rund 300.000 Geflüchtete in die Ukraine zurückgekehrt.
Autor: Erni von Aster
Redaktion: Barbara Geschwinde