Die Bahn ist ein wichtiger Pfeiler in der Klimastrategie der EU. Weil momentan nicht einmal 20 Prozent aller Gütertransporte über die klimafreundliche Schiene abgewickelt werden, gibt es hier ein großes Wachstumspotenzial, um Treibhausgasemissionen einzusparen – soweit die Theorie. Doch in der Praxis ist der grenzenlose europäische Güterzugverkehr noch immer ein ferner Traum.
Wer etwa Waren von Belgien nach Rumänien transportieren will, muss mitunter fünf verschiedene Eisenbahnverkehrsunternehmen beauftragen, um seine Güter zu transportieren – eins für jedes Land, das durchquert wird. Doch damit nicht genug: Denn an der Grenze lauert oft die nächste Hürde, schließlich sind selbst in Deutschland nicht einmal die Hälfte der Grenzübergänge elektrifiziert. Also müssen die Waggons langwierig umgekoppelt und von eigens auf diese Aufgabe spezialisierten Unternehmen mit Dieselloks über die Grenze gezogen werden. Einer der Gründe für die Kleinstaaterei sind die Hoheitsbefugnisse der nationalen Eisenbahnbehörden, die lieber ihre angestammten Kompetenzen verteidigen als innereuropäisch zusammenzuarbeiten.
Dabei gibt es in Europa hochfliegende Pläne: So soll der Schienengüterverkehr durch die Einführung des europäischen Zugsicherungssystems ETCS vereinheitlicht werden. Von diesem Vorhaben versprechen sich Verkehrsexperten einen wahren Effizienzschub für die Schiene. Kann so der Schienengüterverkehr in Europa fit gemacht werden für die Zukunft?
Autor: Martin Reischke
Redaktion: Jonas Klüter