Gott will es nicht! – Wenn "religiöse Gefühle" die Freiheit bedrohen

Stand: 15.05.2020, 12:42 Uhr

Wer dem Propheten Mohammed eine Bombe in den Turban malt oder Maria im Film einen Joint rauchen lässt, lebt gefährlich. Das Verletzen von "religiösen Gefühlen" führt häufig zu Gewalt. Dabei stecken vor allem Angst und Wut hinter der religiösen Fassade.

Der Schriftsteller Salman Rushdie muss bis heute im Untergrund leben, wegen seiner satanischen Verse. Dänische Journalist*innen müssen mit Bombenanschlägen rechnen, weil sie Mohammed-Karikaturen veröffentlicht haben. Erst vor kurzem flogen Molotowcocktails gegen Filmemacher*innen in Brasilien, weil sie ein Video produziert haben, in dem Jesus schwul ist und Maria Gras raucht.

Menschen, die zu solchen Gewalttaten neigen, berufen sich in auf ihre religiösen Gefühle, die vor allem dann bemerkt zu werden scheinen, wenn sie verletzt werden. Das Interessante an religiöse Gefühlen: Es gibt sie nicht, auch wenn der Theologe Friedrich Schleiermacher etwas anderes geschrieben hat. Psycholog*innen entdecken hinter diesem Begriff schlicht eine Mischung aus Angst und Wut. Dennoch: Der Begriff ist wirkkräftig: Fanatiker*innen und Politiker*innen, die Fanatiker*innen manipulieren, missbrauchen den Begriff: Sie fordern Respekt und meinen damit: Andere Menschen sollen – was ihre Religion oder Überzeugungen betrifft – genauso denken wie sie selbst.

Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Gerald Beyrodt

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