Sonja Fatma Bläser (links) und Fadumo Korn.

Frauenrechte: "Die ungehorsamen Töchter"

Stand: 26.04.2019, 11:38 Uhr

An die Anfeindungen hat sich Sonja Fatma Bläser bis heute nicht gewöhnen können - auch Fadumo Korn kennt Anfeindungen und Drohungen. Beide Frauen eint der Kampf für die Rechte muslimischer Frauen.

Von Kadriye Acar

"Wer soll die Arbeit sonst machen, wenn nicht ich", fragt Sonja Fatma Bläser. Die 55jährige bricht Tabus. Egal, wo sie auftritt: sie wird beschimpft, beleidigt und manchmal sogar körperlich angegriffen. Sie kämpft mit ihrem Verein Hennamond gegen Gewalt, Zwangsverheiratung, Ehrenmord. Jeden Tag kommen junge Frauen und auch Männer zu ihr, die gegen ihren Willen verheiratet werden sollen. Wenn es gar nicht mehr geht, hilft ihnen Hennamond, die Familien zu verlassen, unterzutauchen. Ihre Kraft schöpft Sonja Fatma Bläser aus ihrem eigenen Leben. Sie brach aus ihrer Zwangsehe aus, heiratete einen Deutschen und erhielt von einzelnen Familienmitgliedern Todesdrohungen. Statt sich gehorsam veralteten Traditionen zu unterwerfen, wählte sie ein selbstbestimmtes Leben.
"Es gibt Menschen, die es als Schande sehen, wenn eine Frau ihr eigenes Leben leben möchte", sagt auch Fadumo Korn. Auch sie kennt Anfeindungen und Drohungen. Mit ihrem Verein Nala kämpft sie seit Jahrzehnten gegen Genitalverstümmelung. Fadumo Korn wurde selbst als junges Mädchen beschnitten - ein Schmerz, für den sie bis heute keine Worte findet. "Es gibt kein Wort in keiner Sprache dieser Welt, das diesen Schmerz beschreiben kann. Weil Schmerz, Grausamkeit, Tortur ist alles zu klein", sagt sie.
Zum ersten Mal haben sich die beiden Frauen in Köln getroffen und ausgetauscht.

Redaktion: Gerald Beyrodt

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