Die Eremitin Maria Anna Leenen und ihre Ziege Dotty - ihr Gesicht zeigt die Eremitin grundsätzlich nicht im Internet

Maria Anna Leenen: "An meiner Krippe stehen nur Ziegen"

Stand: 26.12.2022, 12:05 Uhr

Viele fürchten sich vor der Einsamkeit, wenn sie die Feiertage alleine feiern müssen. Für Maria Anna Leenen ist das anders: Sie hat sich für ein Leben als Einsiedlerin entschieden und feiert deshalb auch Weihnachten gerne alleine – nur mit neun Zwergziegen als Gesellschaft.

Ein einfaches Haus mit Stall und Schuppen, irgendwo im Wald in der Nähe von Osnabrück – wer zu Maria Anna Leenen möchte, braucht eine genaue Wegbeschreibung, sonst findet er sie nicht. Das ist Absicht: denn Leenen lebt als Einsiedlerin. Sie will ganz allein mit sich und ihrer Sehnsucht nach Gott sein und hat sich deshalb für ein Leben als Eremitin entschieden. Eigentlich wollte sie Wasserbüffel in Venezuela züchten, als sie in einem besonderen Moment der Klarheit Gottes Nähe spürte. Für sie Anlass, ihr ganzes Leben umzukrempeln.

Das Leben als Einsiedlerin erscheint heute fremd, fast exotisch. Früher aber gehörte das Eremitentum ganz selbstverständlich zum Alltag der Kirche. Für die frommen Männer an den Rändern der Wüsten war es manchmal schwierig, alleine zu sein, so viele Menschen strömten für Rat und Begleitung zu ihnen. Diese Anziehungskraft spürt auch Maria Anna Leenen. Viele Menschen rufen sie an, weil sie von ihr eine besondere Nähe zu Gott und Hilfe in Lebensfragen erwarten. Verstärkt hat sich das während der Covid-19-Pandemie: mit der unfreiwilligen Vereinzelung kamen nicht alle so gut zurecht wie die Mittsechzigerin, die so ein Leben seit beinahe 30 Jahren einübt.

Auch an Weihnachten ändert sich daran für Maria Anna Leenen nichts. Einen Weihnachtsbaum hat sie; den können nach dem Abschmücken ihre Ziegen fressen. Die Tiere leisten ihr auf dem Hof Gesellschaft und regen sie auch geistlich an: beim Beten genauso wie beim Nachdenken über die Schöpfung. Für Menschen, die die Einsamkeit an Weihnachten fürchten, hat die Eremitin einen Rat: die Gelegenheit der Feiertage zu nutzen und anfangen, innere Gefühle und Gedanken aufzuschreiben und zu bedenken. Daraus kann neue Klarheit entstehen darüber, was das eigene Leben wirklich antreibt.  

"Trotz meiner stark reduzierten Kontakte, trotz des Alleinseins bin ich zufrieden und, ja, auch glücklich, weil ich mein Leben und mein Tun als sinnvoll empfinde. Und zwar generell, nicht punktuell oder nur in gewisser Weise. Sondern komplett. Ich bin einsam, aber nicht vereinsamt." So fasst es Maria Anna Leenen in ihrem neuesten Buch zusammen.

Zur Person:

Maria Anna Leenen, geboren 1956 in Osnabrück, lebt seit 1994 als Diözesan-Eremitin im Bistum Osnabrück. Sie arbeitet als freie Autorin und hat zahlreiche Bücher zu Spiritualität, Umwelt und Theologie verfasst.

Moderation: Kirsten Dietrich

Redaktion: Christina-Maria Purkert

Maria Anna Leenen: "An meiner Krippe stehen nur Ziegen"

WDR Religion 26.12.2022 54:10 Min. Verfügbar bis 23.12.2023 WDR 5


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