Der Jesuitenpater Jörg Alt bei einem Protest der Gruppe "Letzte Generation"

Jörg Alt: Jesuit und Aktivist

Stand: 08.06.2023, 12:05 Uhr

Jörg Alt ist Jesuitenpriester und Klimaaktivist. Er kämpft für die sozial-ökologische Veränderung dieser Welt – mit einem klaren Blick auf diejenigen, die von Ungerechtigkeiten am meisten betroffen sind, und mit vollem Einsatz seiner Person.

Widerstand für Klimagerechtigkeit

Die Mitglieder des Jesuiten-Ordens haben große Freiheiten darin, wo und wie sie in der Welt im Namen Gottes aktiv werden. In Deutschland nutzen zur Zeit wahrscheinlich wenige diesen Freiraum so energisch aus wie Jörg Alt. Er ist Priester, Jesuit und Klimaaktivist. Dafür lässt er sich verhaften. Wegen Beteiligung an einer Straßenblockade in München wurde Alt mit zwei Mitstreitenden zu einer sehr geringen Geldstrafe verurteilt – die Gruppe hat das Urteil trotzdem angefochten: angesichts der gegenwärtigen Klimanotlage seien Aktionen des zivilen Ungehorsams notwendig, nicht strafwürdig. "Ich habe wirklich keine Lust, ins Gefängnis zu gehen", sagt Alt. Aber wenn wirksamer Protest diesen Preis fordert, dann ist er bereit, ihn zu zahlen.

Praxis statt Theologie

Der Einsatz für soziale und ökologische Gerechtigkeit ist so etwas wie das Lebensthema von Jörg Alt. Mit 20 Jahren trat er in den Jesuitenorden ein. Eigentlich hatte er dabei theologische Forschung an der Universität vor Augen, aber seit seiner ersten Arbeitsstelle bei der Caritas hat er sich gegen die Theorie und für den ganz praktischen Einsatz für andere entschieden.

Ukama: Die Verwandtschaft von allem mit allem

Jörg Alt lebt nach mehreren anderen Stationen seit über zehn Jahren in Nürnberg. Mit anderen Jesuiten baut er ein Haus, in dem früher die Novizen für den Orden ausgebildet wurden, zu einem sozial-ökologischen Zentrum um. "Ukama" heißt das Projekt, das bedeutet in der afrikanischen Shona-Sprache "Verwandtschaft von allem mit allem". Jörg Alt möchte dieses Konzept als Jesuit leben: das Ukama bietet Tagungsräume für sozial-ökologische Gruppen genauso wie Unterkunft für geflüchtete Menschen und auch: spirituelle Rückzugsräume für erschöpfte Aktivisten und Aktivistinnen.

Zur Person:

Jörg Alt ist 62 Jahre alt und Mitglied des Jesuitenordens. Er hat Theologie und Philosophie studiert, ist Priester und promovierter Soziologe. Als Jesuit engagiert er sich auf vielen Gebieten für Gerechtigkeit: lange Zeit war das der Einsatz für illegal in Deutschland lebende Menschen, die durch ihre Situation keine Lobby haben. Dann arbeitete Alt für mehrere Jahre als Pfarrer im mittelamerikanischen Belize. Danach setzte er sich für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer ein, durch die spekulativer Aktienhandel unattraktiv werden sollte. Seit 2009 arbeitet der Jesuit in Nürnberg. Er ist dort Hochschulseelsorger und baut seit einigen Jahren das ehemalige Ausbildungszentrum der Jesuiten unter dem Namen "Ukama" zu einem Zentrum für sozial-ökologische Transformation um. Dazu gehört der aktive Einsatz hin zu wirksamen Maßnahmen gegen die wachsende Erderhitzung. Jörg Alt arbeitet mit Aktiven der Gruppe "Letzte Generation" zusammen und stand für sein Engagement schon mehrfach vor Gericht.

Bücher:

Lina Eichler / Henning Jeschke / Jörg Alt: "Die letzte Generation – das sind wir alle. Wenn die Welt in Flammen steht, hilft es nicht, den Feueralarm auszustellen", Verlag bene! 2023, 192 S., 18,50 Euro

Jörg Alt: "Transformations-Trilogie", 3 Bände: "Handelt! Ein Appell an Christen und Kirchen, die Zukunft zu retten" (2020) / "Einfach anfangen! Bausteine für eine gerechtere und nachhaltigere Welt" (2021) / "Widerstand! Gegen eine Wirtschaft, die tötet" (2022), Vier-Türme-Verlag

Jörg Alt: "Wir verschenken Milliarden – Erkenntnisse des Forschungsprojekts "Steuergerechtigkeit und Armut".", Echter Verlag 2016, 208 S., 16,80 Euro

Moderation: Kirsten Dietrich

Redaktion: Christina-Maria Purkert

Jörg Alt: Jesuit und Aktivist

WDR Religion 08.06.2023 54:05 Min. Verfügbar bis 05.06.2024 WDR 5


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