Dina El Omari steht mit verschränkten Armen in der Universitätsbibliothek und blickt freundlich in die Kamera

Dina El Omari: Den Koran feministisch lesen

Stand: 18.05.2023, 12:05 Uhr

Von einer Himmelfahrt erzählt auch die muslimische Tradition, dort vom Propheten Mohammed. Nur ein Beispiel für wechselseitige Einflüsse zwischen Judentum, Christentum und Islam, Koran und Bibel. Dina El Omari erforscht deren Vielschichtigkeit aus feministischer Perspektive.

Heilige Schrift und historischer Text

Der Koran gilt Muslimen als heilige Schrift. Er sei dem Propheten Mohammed von Gott offenbart worden, als Ganzes. Und doch finden sich in dieser heiligen Schrift Texte und Figuren, von denen auch die Bibel als jüdisch-christliche Schrift erzählt. Angefangen von Propheten und Figuren wie Abraham, Jesus und Maria bis hin zu Motiven wie einer Reise durch den Himmel. Von der kam der Prophet Mohammed – anders als Jesus im christlichem Verständnis – allerdings wieder zurück.

Das Motiv ist vergleichbar, Inhalte und Absichten gehen natürlich in ganz verschiedene Richtungen. Genau diese Zusammenhänge will Dina El Omari erforschen, als islamische Theologin und Literaturwissenschaftlerin. Dafür ist es wichtig, Methoden für die Auslegung des Korans zu entwickeln. Die müssen zwei Grundlagen beachten: den Koran als heilige Schrift und auch als Text, der in einer bestimmten historischen Situation im 7. Jahrhundert entstanden ist.

Die göttliche Vision der Gleichberechtigung

Für Dina El Omari ist das nur ein scheinbarer Widerspruch. Koransuren lassen sich auch historisch-kritisch auslegen, sagt sie. Texte, die ihre Entstehungszeit widerspiegeln, lassen sich so unterscheiden von denen, in denen überzeitliche Wahrheiten aufscheinen.

Diese Art der Koranauslegung hat auch eine feministische Dimension: denn so lassen sich die Traditionen einer patriarchalen Gesellschaft trennen von einer göttlichen Vision der Gleichberechtigung.

Zur Person:

Dina El Omari ist 41 Jahre alt und seit 2022 Professorin für interkulturelle Religionspädagogik am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster. Der Universität Münster ist sie seit ihrem Studium der Islamwissenschaft verbunden. Ihr Nebenfach war spanische Philologie, deshalb promovierte sie darüber, wie spanisch-arabische Dichtung über Schönheit spricht. Seit 2013 forscht El Omari zum Koran. Dabei entwickelt sie Methoden zur historisch-kritischen und feministischen Auslegung des Korans.

Bücher:

Dina El Omari: "Koranische Geschlechterrollen in Schöpfung und Eschatologie: Versuch einer historisch-literaturwissenschaftlichen Korankommentierung" (Herder Verlag 2021)

Katajun Amirpur / Dina El Omari / Muska Haqiqat (Hgg.): "Genderperspektiven auf Afghanistan" (Ergon Verlag 2022)

Eva Eisen, Dina El Omari u.a. (Hgg.): "Schrift im Streit – jüdische, christliche und muslimische Perspektiven. Auf dem Weg zu einer interreligiösen Hermeneutik." (2020)

Moderation: Kirsten Dietrich

Redaktion: Christina-Maria Purkert

Dina El Omari: Den Koran feministisch lesen

WDR Religion 18.05.2023 53:59 Min. Verfügbar bis 15.05.2024 WDR 5


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