Lesbos außer Kontrolle - Der Brand in Moria und das Versagen Europas
Stand: 19.03.2021, 15:49 Uhr
Über sechs Monate nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria ist die Not Tausender Opfer der Katastrophe auf Lesbos nach wie vor unverändert groß. Gewalt entlädt sich zudem zwischen radikalen Inselbewohnern und humanitären Helfern.
Von Martin Gerner
Dass ein neues Lager unter Ägide der EU die Lösung ist, glaubt niemand. Erneute Katastrophen sind jederzeit möglich. Der Brand im Lager Moria und seine Folgen bündeln wie unter einem Brennglas sämtliche Spannungen auf der Insel: Flüchtlinge fürchten Populisten und Rechte. Rechte und Populisten fürchten die Islamisierung der Insel und greifen Migranten an. Populisten und Behörden attackieren Hilfsorganisationen als Helfershelfer der Migranten. Aktivisten zwischen den Fronten sorgen sich um wiederkehrende Gewaltausbrüche zwischen beiden Seiten. Die Anzahl von NGOs und freiwilligen Helfern auf Lesbos verstärkt dabei die vorhandenen Spannungen. Die Spuren vieler Hilfsgelder verlieren sich, Kontrollinstanzen versagen. Begleitet von kultureller und sprachlicher Verwirrung ist - wie die Protagonisten eindringlich erzählen - Lesbos zu einer Konfliktregion am Rande der EU geworden, die sich aus den anhaltenden Kriegen und Krisen in Nahost speist, mit der Türkei als Zünglein an der Waage.
Ausstrahlung am 02. April 2021 um 13:04 Uhr,
Wiederholung am 02. April 2021 um 18:04 Uhr
Von: Martin Gerner
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: DLF/ORF 2020