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Stadt, Land, Flucht - Wie Europas Dörfer für neues Leben kämpfen

Stand: 30.03.2021, 16:02 Uhr

Europas Hinterland stirbt aus. Menschen ziehen weg, Felder verwildern, Häuser verfallen. Doch es gibt eine neue Dorfbewegung: Einheimische und Zugezogene kämpfen für das Landleben. Drei Geschichten aus Brandenburg, Zentralspanien und Nordfinnland.

Von Brigitte Kramer

Stadt, Land, Flucht - Wie Europas Dörfer für neues Leben kämpfen

Dok 5 - Das Feature 04.04.2021 52:39 Min. Verfügbar bis 02.04.2026 WDR 5 Von Brigitte Kramer


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Zerfallenes, leerstehendes Haus mit Reklametafel einer Landbäckerei

Europa, der am dichtesten besiedelte Kontinent der Welt, hat ein massives Problem: Immer mehr Menschen ziehen in die Städte, riesige Landstriche veröden, verlieren ihren Wert. In dünn besiedelte Regionen – im Fachjargon "Sparsely Populated Areas“ oder SPAs genannt – finden die Bewohner kaum noch Jobs, Krankenhäuser und Schulen schließen, oft gibt es nicht mal mehr eine Dorfkneipe. Bis vor ein paar Jahren hieß es noch: "Auf dem Land, da ist nicht mehr viel zu retten“. Heute ist die Tragweite des Problems erkannt: Zwischen der Vernachlässigung der Peripherie und dem Zuwachs rechtspopulistischer Parteien gibt es einen Zusammenhang. Wenn Europa die Demokratie retten will, muss es den ländlichen Raum aufwerten.

Doch mit Subventionen und Investitionen ist es nicht getan. Das Land braucht nicht nur Internet und Zugverbindungen, es braucht Menschen mit guten Ideen und neuen Werten. Menschen wie Victoria Tortosa und Hugo Nuñez, die mit ihrem Lieferdienst in der Provinz Soria in Zentralspanien mehr als 500 abgelegene Mini-Dörfer mit allem Lebenswichtigen versorgen. Oder Martin und Tine Luge, die in ihrer Wahlheimat Prädikow in Brandenburg Menschen miteinander verbinden, mit einer App und in einer offenen Gesprächsrunde. Oder die finnische Rentierzüchterin Reija Aaltonen: Sie kämpft in ihrem Dorf Savukoski gegen eine Phosphor-Mine, die den Naturreichtum Lapplands und damit ihre Lebensgrundlage zerstören könnte.

Die drei dünn besiedelten Regionen sind über ein Förderprogramm der Europäischen Union verbunden. Sozialunternehmer, Wissenschaftler und Entscheidungsträger besuchen sich gegenseitig, lernen die Probleme der anderen kennen und tauschen Lösungen gegen Landflucht aus. Brigitte Kramer hat für ihr radioFeature die Programmteilnehmer eineinhalb Jahre lang begleitet.

Ausstrahlung am 04. April 2021 um 13:04 Uhr,
Wiederholung am 04. April 2021 um 20:04 Uhr

Von: Brigitte Kramer
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: BR/WDR 2020