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Buchcover: "Verleugnen" von Tsitsi Dangarembga

Lesefrüchte

"Verleugnen" von Tsitsi Dangarembga

Stand: 30.09.2022, 12:59 Uhr

Endlich ist die Trilogie komplett: Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga erzählt in "Verleugnen" von einem schwarzen Mädchen zwischen allen Fronten.

Tambudzai, die Ich-Erzählerin, besucht im zweiten Jahr das "Young Ladies' College of the Sacred Heart". Sie ist eine der wenigen schwarzen Schülerinnen an diesem von weißen Nonnen geführten Konvent.

Tambu, wie sie genannt wird, hat sich aus großer Armut empor- und ein Stipendium erarbeitet. Ihr ist klar, dass sie mehr leisten muss als die anderen Schülerinnen - die Schwarzen werden an diesem College, auf einer weißen Insel mitten in Afrika, permanent gedemütigt und diskriminiert.

"Verleugnen" spielt vor dem Hintergrund des simbabwischen Bürgerkriegs in den 70er-Jahren. Der Krieg zieht plötzlich einen Graben nicht nur zwischen Schwarzen und Weißen, sondern auch quer durch Tambus Familie. Sie weiß nicht anders damit umzugehen, als verbissen immer weiterzupauken.

Je größer die politischen Spannungen im Land und damit auch in der Schule werden, desto ehrgeizigere Ziele setzt sie sich. Sie will den Pokal für die beste Mittlere Reife aller Zeiten holen - ein unerreichbares Ziel für eine Schwarze. Doch Tambudzai gibt sich selbst die Schuld an ihrem Versagen. Mit jeder Niederlage "verleugnet" sie sich, ihre Herkunft, ihre Gefühle mehr.

Tsitsi Dangarembgas Roman liest sich fast wie eine Satire auf einen Bildungs- und Entwicklungsroman. Ihre Trilogie ist ein desillusionierter, beklemmender Blick auf Fragen von Race, Gender und Klasse in ihrer simbabwischen Heimat.

Eine Rezension von Dina Netz

Literaturangaben:
Tsitsi Dangarembga: Verleugnen
Aus dem Englischen von Anette Grube
Orlanda Verlag, 2022
306 Seiten, 24 Euro