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Buchcover: "Melancolia" von Mircea Cartarescu

Lesefrüchte

"Melancolia" von Mircea Cartarescu

Stand: 04.11.2022, 10:18 Uhr

Alle Jahre wieder wird der rumänische Romancier Mircea Cărtărescu als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. Die Kritik stellt den sprachmächtigen Postmodernisten aus Bukarest längst in eine Reihe mit Schriftstellern wie Kafka, Borges und Julio Cortázar. In seinem aktuellen Buch setzt sich der 66-Jährige mit den Exaltationen und Ängsten der Kindheit und Jugend auseinander.

Es ist eine rätselhaft mystische Welt, zu der uns Mircea Cărtărescu den Vorhang öffnet. Das verbindende Thema der fünf immer wieder kunstvoll ins Surreale hinüberspielende Erzählungen: die Qualen, Kämpfe und Ängste, denen der Mensch in seiner Kindheit und Jugend ausgesetzt ist.

Schauplatz der unüberlesbar autobiographisch grundierten Geschichten, ist ein märchenhaft verfremdetes Bukarest, die Stadt, in der Mircea Cărtărescu aufgewachsen ist – und heute noch lebt.

Der rumänische Romancier konstruiert labyrinthische Erzählstrukturen, in denen es von Paralleluniversen, Doppelgängern und vieldimensionalen Spieglungen nur so wimmelt. C. G. Jung, gemischt mit Bolaño und einem Schuss David Lynch.

Eine Rezension von Günter Kaindlstorfer

Literaturangaben:
Mircea Cărtărescu: Melancolia
Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner
Zsolnay-Verlag, 2022
270 Seiten, 25 Euro