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Buchcover: "Einsteins Hirn" von Franzobel

Lesefrüchte

"Einsteins Hirn" von Franzobel

Stand: 21.01.2023, 13:09 Uhr

Als Albert Einstein stirbt, nimmt der Pathologe Thomas Harvey sein Hirn an sich, um es wissenschaftlich zu untersuchen. Plötzlich beginnt das Hirn zu ihm zu sprechen und Harveys Leben ändert sich komplett. Eine aufregende Reise durch die amerikanische Geschichte beginnt.

"Einsteins Hirn" von Franzobel

Lesestoff – neue Bücher 20.02.2023 06:33 Min. Verfügbar bis 20.02.2024 WDR Online Von Peter Meisenberg


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Literaturangaben:
Franzobel: Einsteins Hirn
Zsolnay Verlag, 2023
544 Seiten, 28 Euro

Als Albert Einstein 1955 stirbt, kann der verantwortliche Pathologe, Thomas Harvey, nicht widerstehen und sichert sich das Hirn des berühmten Physikers. Er hofft, daran Zeichen von Genialität zu entdecken. Doch das Hirn entwickelt ein Eigenleben, es redet mit dem Pathologen!

Für Harvey ändert sich alles, zeitlebens kann er sich nicht mehr von dem Hirn trennen, reist mit ihm über Jahrzehnte durch die amerikanische Provinz. Seine Ehe geht in die Brüche, er verliert seinen Job, doch die seltsame Beziehung zu dem sprechenden Denkorgan, bleibt bestehen. Der Pathologe und "sein Hirn" erleben historische Ereignisse wie die Ermordung Kennedys, die Aufhebung der Rassentrennung oder die Mondlandung.

Immer wieder diskutieren Harvey und das Hirn auch philosophische Fragen, zentraler Streitpunkt: haben die Naturwissenschaften recht, oder gibt es doch einen Gott? Harveys Trip mit Einsteins Hirn durch die Jahrzehnte ist unterhaltsam, das Buch liest sich "so weg" und das liegt nicht nur am Zauber der übrigens auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte, sondern auch an Franzobels lockerem Stil.

Stellenweise wird es manchmal etwas flapsig, oder auch vulgär, und es gibt sehr viele mal gelungene, zuweilen aber auch schiefe Analogien und Vergleiche…doch wen das nicht stört, der wird mit „Einsteins Hirn“ viel Spaß haben und darf sich auf eine schräge Odyssee durch das Amerika des vorige Jahrhunderts freuen. Eine herrlich abgedrehte Geschichte mit viel Herz - und noch mehr Hirn.

Eine Rezension von Theresa Hübner