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Buchcover: "Die Tochter des Kommunisten" von Aroa Moreno Durán

Lesefrüchte

"Die Tochter des Kommunisten" von Aroa Moreno Durán

Stand: 07.10.2022, 11:03 Uhr

Katias Eltern flohen einst vor Spaniens Faschisten nach Ost-Berlin, sie flieht aus der DDR – aus Liebe. "Die Tochter des Kommunisten" ist ein bewegender Roman über Flucht und Exil, Heimat und Fremdsein.

Katia Ziegler schreibt ihre Lebensgeschichte mit dem Füllfederhalter auf, den ihr der Vater einst geschenkt und der sie immer begleitet hat. Katia ist in Ost-Berlin geboren, und über die spanische Heimat ihrer Eltern weiß sie ebenso wenig wie über deren politische Vergangenheit.

Aroa Moreno Durán lässt Katia in einzelnen Episoden erzählen, die jeweils Einschnitte in ihrem Leben bedeuten. Katia beginnt 1956, als dem kleinen Mädchen zum ersten Mal bewusst wird, wie fremd sich ihre Mutter in Ost-Berlin fühlt – als der Vater sie dazu zwingt, mit ihm den DDR-Tanz Lipsi zu tanzen. Im Gegensatz zur Mutter will sich der Vater mit aller Macht anpassen.

Von Episode zu Episode erfährt Katia mehr über die politische Vergangenheit ihrer Eltern, über deren Flucht vor dem spanischen Faschismus. Gleichzeitig berichtet Katia, wie sie in der DDR heranwächst, sich dort zuhause fühlt. Bis sie Johannes kennenlernt und unter abenteuerlichen Umständen aus der DDR flieht.

"Die Tochter des Kommunisten" ist ein sehr bewegender Roman, der davon erzählt, wie es sich anfühlt, in einer fremden Umgebung – obendrein einer Diktatur - zu leben und Familie und heimatliche Umgebung zu vermissen. Und was es heißt, von der Außenwelt als nicht dazugehörig wahrgenommen zu werden, obwohl man doch eigentlich dazu gehört.

Aroa Moreno Durán erzählt sehr spannend: Erst am Ende, nach dem Fall der Mauer, enthüllt sich Katia die ganze Geschichte ihres Vaters. Und ihres Füllfederhalters.

Eine Rezension von Eva Karnofsky

Literaturangaben:
Aroa Moreno Durán: Die Tochter des Kommunisten
Aus dem Spanischen von Marianne Gareis
btb, 2022
176 Seiten, 22 Euro