
Lesefrüchte
"Die Inkommensurablen" von Raphaela Edelbauer
Stand: 21.01.2023, 13:09 Uhr
Wien im Juli 1914: Die österreichische Autorin schickt ein jugendliches Trio in den bellizistischen Hexensabbath, der die Hauptstadt des Habsburgerreichs kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs erfasst hat. Eine Traumreise mit spukhaften Aspekten.
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs gleicht Wien einem Tollhaus. Kriegsfreiwillige strömen zu tausenden in die Kasernen, auf der Ringstraße wird die "Wacht am Rhein" gesungen, vor dem Armeeministerium ertönt die "Kaiserhymne", die Rotationsmaschinen der Zeitungsdruckereien kommen mit der Produktion von Extraausgaben nicht mehr nach.
"Serbien muss sterbien" wird in den Straßen der Kaiserstadt gegrölt. Und: "Jeder Russ ein Schuss." Das ist der Hintergrund, vor dem sich Raphaela Edelbauers ebenso intelligenter wie vielschichtiger Roman entfaltet.
Eine Mathematikstudentin, ein Tiroler Pferdeknecht und ein blässlicher Jungaristokrat treten eine Expedition in den gespenstischen Underground der Wiener Moderne an.
Eine Rezension von Günter Kaindlstorfer
Literaturangaben:
Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen
Klett-Cotta, 2023
352 Seiten, 25 Euro