Buchcover: "Die Bäume" von Percival Everett

Lesefrüchte

"Die Bäume" von Percival Everett

Stand: 17.02.2023, 16:36 Uhr

Zwei Mordopfer sind dick und weiß, das dritte ist sehr jung, dürr, Afroamerikaner. Und hat die Hoden von einem der beiden anderen Männer in der Hand. Mit abgründigem Humor spürt Percival Everett in seiner Krimi-Persiflage dem Rassenhass unter der Trump-Regierung nach.

Der weiße Sheriff von Money, Mississippi will den seltsamen Fall am liebsten schnell zu den Akten legen. Doch die übergeordneten Behörden ziehen nicht mit und schicken zwei erfahrene Cops und eine FBI-Spezialistin in die Kleinstadt. Die drei Afroamerikaner sollen die grausamen Morde aufklären. Dann verschwindet auch noch die Leiche des Afroamerikaners.

Die Spur führt die Ermittler in das Jahr 1955, als in Money ein weißer Mob einen 14-jährigen Afroamerikaner gelyncht hat. Diesen historisch verbrieften Lynchmord nimmt Autor Percival Everett zum Ausgangspunkt für die Ereignisse. Unter der Regierung von Donald Trump ist dann die Stimmung zwischen Weißen und Nichtweißen in den USA so aufgeheizt wie lange nicht. Dadurch aufgestachelt, nehmen Afroamerikaner und Asiaten im Roman Rache für rassistische Gewalt, die sie erlitten haben.

Everett steht in der Tradition afroamerikanischer Literatur, die sich mit der Geschichte der Unterdrückung nicht weißer Menschen in den USA auseinandersetzt. Mit "Die Bäume" hat er dafür die Form der Persiflage auf einen Krimi gewählt – weil sie durch ihren abgründigen Humor den Horror des Erzählten überhaupt erst einigermaßen erträglich macht.

So wird also nicht immer nach Lehrbuch ermittelt und die Figuren, die nicht fiktiven wie Präsident Trump eingeschlossen, gleichen eher Karikaturen als wirklichen Menschen.

Eine Rezension von Eva Karnofsky

Literaturangaben:
Percival Everett: Die Bäume
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Hanser Verlag, 2023
368 Seiten, 26 Euro