Buchcover: "Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe" von Helga Schubert

Lesefrüchte

"Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe" von Helga Schubert

Stand: 17.03.2023, 14:04 Uhr

Vor 66 Jahren traf Helga Schubert ihren Mann. Jetzt ist er krank, wird palliativ versorgt, seit Jahren pflegt sie ihn. Sehr offen berichtet die Autorin, selbst über 80 Jahre alt, von einem oft kräftezehrenden Alltag und macht ihrem Mann eine wunderschöne, literarische Liebeserklärung.

Über ein halbes Jahrhundert sind Helga Schubert und ihr Mann verheiratet. Doch jetzt ist "Derden", wie sie ihn nennt, krank, pflegebedürftig. Helga Schubert hat diese Aufgabe angenommen, pflegt ihren Mann zu Hause, in dem kleinen, etwas einsam gelegenen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt gute und schlechte Tage, gute und schlechte Nächte.

Helga Schubert berichtet in "Der heutige Tag" über die Realitäten des Pflegealltags: Urinbeutel leeren, Windeln wechseln, in unruhigen Nächten Trost spenden. Aber sie ist nicht verzweifelt, nicht klagend. Denn da ist, immer noch, die große Liebe zwischen den beiden, "alten Liebesleuten".

Helga Schubert beschönigt nichts, sie gibt zu, wie verzweifelt und kraftlos sie sich oft fühlt. Sie denkt nach über den Tod, über Sterbehilfe und darüber, wer sie wohl pflegen wird, wenn sie es braucht. Und sie blickt zurück auf das gemeinsame Leben an der Seite ihres Mannes, auf die Herausforderungen, die ihre Ehe gemeistert hat.

"Der heutige Tag" ist weder weinerlich noch verbittert – sondern verfasst in Helga Schuberts sensibel-poetischem Stil. Tiefgründig und, bei aller Schwere des Themas, doch leicht und mit feinem Witz.

Eine Rezension von Theresa Hübner

Literaturangaben:
Helga Schubert: Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe
dtv, 2023
272 Seiten, 24 Euro