
Lesefrüchte
"Das Wasser des Sees ist niemals süß" von Giulia Caminito
Stand: 11.11.2022, 08:06 Uhr
Die Ich-Erzählerin Gaia wird in äußerst prekären sozialen Verhältnissen in einem römischen Slumviertel groß. Ihre Mutter, die als Putzfrau arbeitet, setzt alles daran, dass Gaia es auf die Universität schafft. Das gelingt. Aber mit welchen Folgen?
Bildungsromane sind meist Aufsteigergeschichten. Dieser Bildungsroman zeichnet zwar auch eine gelungene Bildungskarriere nach. Bis zum Universitätsabschluss erreicht Gaia immer Bestnoten. Doch die klassenkämpferische Härte, mit der ihre Mutter sie herausfordert, verwandelt sich bei Gaia in selbstzerstörerische Wut.
Der erst 34jährigen römischen Schriftstellerin ist mit ihrem in einer überaus kraftvollen Sprache geschriebenen und von Barbara Kleiner glänzend übersetzten Roman ein ergreifendes Porträt ihrer Generation gelungen.
Eine Rezension von Peter Meisenberg
Literaturangaben:
Giulia Caminito: Das Wasser des Sees ist niemals süß.
Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner.
Wagenbach Verlag, 2022
320 Seiten, 26 Euro.