Buchcover: "Schwarze Petra" von Isabel Rohner

"Schwarze Petra" von Isabel Rohner

Stand: 16.08.2022, 20:05 Uhr

Schon im Titel ist das erste Kichern angelegt, denn: warum heißt es "schwarzer Peter", wenn doch im wahren Leben meist die Frauen die miesen Karten zugeschoben kriegen? Das ist kalauermäßig schlicht, aber darum ja nicht weniger wahr. Andererseits: klingt "Schwarze Petra" nicht irgendwie rassistisch?

Auch das wird in Isabel Rohners neuem Kicherkrimi verhandelt, beziehungsweise im divers aufgestellten Theaterensemble der renommierten Wiener Festung. Hier soll nämlich das Theaterstück "Schwarze Petra" von Linn Kegel uraufgeführt werden. Diese Linn Kegel hat die Bühne bereits in vorherigen Kicherkrimis betreten. Eine eigenbrötlerische, durchaus erfolgreiche Krimiautorin, die sich wegduckt, wenn es um hülsenhafte Konversation geht, aber ganz vorne steht, sobald knifflige Vorfälle oder Morde aufzuklären sind.

Oder wenn es der nie enden wollenden Diffamierung von Frauen in der Kultur- und Theaterszene entgegenzutreten gilt. Da wird zum Beispiel Linns Name aus vermeintlichen Marketinggründen in eine männliche Form verwandelt. Linus Kegel steht in großen Lettern als Autorenname am Theater. Und es scheint sogar einen jungen Mann zu geben, der den Namen verkörpern soll. Als plötzlich die Hauptdarstellerin verschwindet, dafür aber eine ihr ähnelnde Puppe, gekreuzigt und mit Wiener Würstchen um den Hals, aus der Bühnenbeleuchtung herabbaumelt, ist klar: hinter diesen Kulissen gibt es kriminalistisch-feministischen Klärungsbedarf.

Das große Drama der Diskriminierung als Krimikomödie: grotesk-überzogen im Ton und doch mit so viel schmerzhaftem Wiedererkennungswert, dass das Kichern gelegentlich wie bittere Medizin wirkt. Eine kurzweilige Lektüre. Versprechen eingelöst.

Eine Rezension von Marija Bakker

Literaturangaben:
Isabel Rohner: Schwarze Petra
Kriminalroman, Ulrike Helmer Verlag, Reihe „Crimina“, 14 Euro