Krimicheck

"Bright Young Women" von Jessica Knoll

Stand: 21.11.2024, 16:57 Uhr

Jessica Knoll fiktionalisiert in ihrem neuen Roman eine reale Mordserie. Dabei rückt sie Opfer und Überlebende in den Mittelpunkt ihrer Erzählung und stellt sich damit der Idolisierung von Täterfiguren entgegen. Ein mindestens so spannender wie kluger Thriller.

Florida 1978, ein Uni-Campus. Mitten in der Nacht dringt ein Mann in ein Verbindungshaus ein und tötet mehrere junge Frauen. Pamela, die Vorsitzende der Verbindung, überlebt als einzige Augenzeugin. Sie hat gesehen, wie der Mann, der ihre beste Freundin getötet hat, das Haus durch die Eingangstür verließ.

Dann taucht Tina auf, deren Freundin Ruth vor einigen Jahren getötet wurde. Sie ist davon überzeugt, dass Ruths Mörder auch für die Morde an Pamelas Kommilitoninnen verantwortlich ist. Doch auch ihr hört die Polizei nicht zu. So tun sich sie beiden Frauen zusammen und ermitteln schließlich auf eigene Faust.

Jessica Knoll fiktionalisiert hier ein wahres Verbrechen. Dabei erweist sie sich als feinfühlige und geschickte Erzählerin. Denn anders als in vielen anderen True Crime-Bearbeitungen stellt Jessica Knoll nicht die Täter, sondern die Opfer in den Mittelpunkt. Sie lässt Ruth und Pamela ihre Geschichten erzählen und entwirft die beiden Frauen als vielschichtige Charaktere. Der Täter hingegen bleibt namenlos. "Bright Young Women" ist ein ausgesprochen spannender und klug konstruierter Thriller, den man kaum aus der Hand legen will.

Eine Rezension von Amanda Andreas

Literaturangaben:
Jessica Knoll: Bright Young Women
Übersetzt von Jasmin Humburg
Eichborn, 500 Seiten, 18 Euro