Es handelt sich um die historische Figur Diana Henriette Adelaide Charlotte Gräfin von Reventlow-Criminil, die auf der Hallig Südfall lebte. Irma Nelles verbrachte ihre Kindheit auf der Nachbar Hallig-Nordfall, begegnete der Gräfin nie, hörte aber viele Geschichten über diese außergewöhnliche Adlige – auch die von ihr nun in Romanform gebrachte Erzählung, dass im Jahr 1944 der junger englischer Flieger John Philip Gunter auf einer Sandbank nahe ihrem Anwesen abstürzte.
Gräfin Diana rettet gemeinsam mit ihrem Verwalter Knut den englischen Piloten und pflegt ihn mit ihrer Haushilfe Meta gesund. Der Pilot weiß nicht, ob er nun feindlich aufgenommen und verraten, oder mit Hingabe und Liebe gepflegt wird. Schon die Rettung durch die drei Hallig Bewohner ist Hochverrat, die Pflege könnte sogar mit dem Tod geahndet werden.
Im Laufe der Geschichte wird klar, dass die Gräfin in dieser dunklen Zeit mehrfach den Mut bewiesen hatte, Regimekritiker zu verstecken.
Irma Nelles schafft auf den kaum 170 Seiten ihres Romans das karge Bild einer vor Hitze flirrenden Hallig Landschaft voller natürlicher Schönheit. Die immer wieder eingestreuten plattdeutschen Dialoge geben der Erzählung Authenzität. Ihr feiner Erzählstil und die immer wieder durchscheinenden Gewissenserforschungen der wenigen handelnden Personen fügen sich zu einem Manifest, das den Leser auffordert, standhaft in finsteren Zeiten zu sein und für den Frieden und für Freiheit einzutreten. Leider starb Irma Nelles vor dem Erscheinen ihres Romans.
Eine Rezension von Andreas Wallentin
Literaturangaben:
Irma Nelles: Die Gräfin
Hansablau Verlag, 176 Seiten, 20 Euro