Der Schweizer Schriftsteller lockt seine Leserinnen und Leser gern auf unsicheres Terrain. Mit der Filmemacherin Andrea hat er eine ziemlich unzuverlässige Ich-Erzählerin erfunden, der man nicht so recht über den Weg trauen mag. Aber auch der Schriftsteller Richard Wechsler ist ein unzuverlässiger Kandidat. Er taucht einfach ab.
Doch Andrea bewegt sich weiter auf seinen Spuren. Sie trifft auf eine Jugendliebe, die ihn nie losgelassen hat. Aber stimmt das alles überhaupt? Oder erfindet Andrea einfach eine Geschichte für ihren gescheiterten Film? Hat sie selbst auch eine Affäre mit Richard Wechsler oder fantasiert sie das nur? Was ist wahr, was ist Fiktion?
Peter Stamms Roman kreist um die Frage, was wir in der Kunst suchen und wie Kunst und Leben ineinandergreifen. Der Autor treibt ein wildes postmodernes Spiel voller Zitate und Querverweise auf Bücher, Filme, Malerei oder Fotografie. Die Erzählweise ist sprunghaft und assoziativ.
Das ist witzig, anregend, aber auf die Dauer dann auch etwas ermüdend. Denn der Erzählung fehlt die emotionale Intensität und wer die ganzen Zitate und Anspielungen nicht zuordnen kann, hat möglicherweise nicht so viel Spaß an diesem Roman. Doch die Schauspielerin Sabine Arnhold akzentuiert im Hörbuch die labyrinthische Handlung sehr gut und findet genau den richtigen ironischen Ton.
Eine Rezension von Christel Wester
Hörbuchangaben:
Peter Stamm: In einer dunkelblauen Stunde
Gelesen von Sabine Arnhold
Argon Verlag, 2023
MP3-CD, 6 Stunden 25 Minuten Laufzeit, 24 Euro