George Bailey hadert mit seinem Leben, trotz Frau, trotz Kindern, trotz Job. Hauptsächlich weil er es nie geschafft hat, dem Provinzstädtchen Bedford Falls zu entfliehen. Eigentlich wollte er immer was erleben, wollte raus in die große weite Welt. Aber immer ist was dazwischen gekommen. Richtig: Frau, Kinder, Job! Er steht also Heilig Abend auf einer Brücke und wünscht sich, er wäre nie geboren worden.
Da taucht plötzlich ein kleiner Mann von ganz oben auf, der Engel Clarence, und erfüllt George seinen unseligen Wunsch. Das heißt, auf der Stelle ist er für alle Menschen in Bedford Falls ein völlig Fremder, einschließlich seiner Eltern und seiner Frau, die jetzt mit jemand anderem verheiratet ist. Kinder hat er natürlich auch nicht mehr. Und sein Bruder Harry ertrinkt als Kind, weil George ja nicht da sein kann, um ihn zu retten.
Diese Weihnachtsgeschichte entwickelte der US-Amerikaner Philip van Doren Stern, eigentlich ein Sachbuchautor, Ende der 1930er Jahre. Seine Inspiration dazu war ein Traum, so geht jedenfalls die Mär. Es könnte aber auch Charles Dickens gewesen sein, Stichwort: "A Christmas Carol".
Immer wieder bot er sie Verlagen an, die alle, meist nicht mal dankend, ablehnten. Bis er genug hatte, die Geschichte auf 200 Weihnachtskarten drucken ließ, und sie an seine Freunde und Verwandten verschickte. Diese waren begeistert und verteilten die Story weiter an ihre Freunde, und diese taten das Gleiche, und immer so weiter. Sie ging also, würde heute man sagen, voll viral. Und zwar so sehr, dass das Filmstudio RKO Pictures dem hartnäckigen Autor 1944 die Filmrechte für 10.000 US-Dollar abkaufte.
Der kam dann 1947 als "It's a wonderful life", auf Deutsch "Ist das Leben nicht schön?" in die Kinos. Natürlich wird, im Film genau so wie in der Vorlage, am Schluss - Weihnachten halt - alles wieder gut. Trotzdem macht es Spaß – oder gerade deswegen? - diese Geschichte mit dem Motto: "Es kommt auf jeden Einzelnen an" zu hören.
Zum einen, weil van Doren Stern schreiben kann und zum anderen, weil Walter Sittler genau der Richtige ist sie uns so gut und so eindringlich zu erzählen, dass nachgerade Weihnachtsstimmung aufkommt. Diese wird noch sehr verstärkt durch die 2. CD des Hörbuchs. Sie ist randvoll gepackt mit 12 Weihnachtsliedern, bekannteren und unbekannteren. Alle sehr geschmackvoll und hörenswert neu arrangiert und produziert von Thomasz Edwards, zusammen mit vielen großartigen Musikern und Musikerinnen.
Beide CDs sind wirklich echte Weihnachtsschmankerl. So richtig gut geeignet um sich zurück zu lehnen, am Weihnachtsgebäck zu knabbern und Geschichte und diese festliche Musik zu genießen. Und: Als last Minute Geschenk ist unser Hörbuch der Woche sowieso erste Wahl!
Eine Rezension von Klaus Prangenberg
Hörbuchangaben:
Philip van Doren Stern: The Greatest Gift – Ist das Leben nicht schön?
Aus dem Englischen von Elke Bader und Walter Sittler
Gelesen von Walter Sittler
Mit Musik von Tomasz Edwards
Griot Hörbuch, 2024
2 CDs mit Begleitheft, 80 Min. Laufzeit, ca. 20 Euro