Aber der mit Preisen ausgezeichnete Schauspieler hadert mit der Bühne, schreiben mag er auch nicht mehr, obwohl sich in seinem Kopf die Geschichten "tummelten." Berlin wird zum „"Säurebad, das tagtäglich meine Inspiration zerfraß". Die Mutter von Joachim Meyerhoff lebt weit weg auf dem Land in der Nähe von Schleswig an der Ostsee. Der Sohn beschließt, zu ihr zu ziehen. Auf dem Land klinkt er sich in den Tagesablauf der Mutter ein, muss keine eigenen Entscheidungen mehr treffen. Besinnt sich, wo er mit seinem Leben hinwill. Kommt runter vom Hadern, vom Zweifeln, fasst vorsichtig wieder Tritt. Er beginnt zu schreiben, liest seiner Mutter am Abend die Geschichten vor.
In jede dieser Geschichten taucht man beim Lesen mit großer Freude ein. Tragik und Komik verbinden sich aufs Schönste miteinander, wenn Meyerhoff von den Mutter-und Sohn-Wochen an der Ostsee erzählt. Und natürlich ist Meyerhoffs Zeit beim Theater für ihn "der verlässlichste Anekdotenlieferant", den man sich denken kann. Wenn Meyerhoff erzählt, hat man das Gefühl, als würde man einem Menschen beim Leben zuschauen. Beim Lieben und Leiden, beim Hinfallen und Wiederaufstehen. "Die Frage ist tagtäglich, wie komme ich durch einen Trick, einen tagtäglich neuen Trick, durch den Tag."
Das Zitat des Schriftstellers Thomas Bernhard hat Meyerhoff seinem Roman vorangestellt. Spätestens bei dem wirklich zauberhaften Ende des Buches ahnt man, dass Joachim Meyerhoff einen Trick für sich gefunden hat.
Eine Rezension von Christine Westermann
Literaturangaben:
Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen
Verlag Kiepenheuer und Witsch, 358 Seiten, 26 Euro