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Autorin im Gespräch
Marina Frenk über "Ewig her und gar nicht wahr"
Die Herkunft eines Menschen, die Familie und Erfahrungen im Kulturbetrieb beschäftigen Marina Frenk in ihrem Debütroman. Sie erzählt die Geschichte der Malerin Kira in Episoden, die sich über fast achtzig Jahre erstrecken und Erlebnisse von Flucht, Vertreibung und Neuanfängen skizzieren.
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Ausgangspunkt ist Bessarabien, eine historische Landschaft im heutigen Moldawien. Von dort aus gehen die Familienmitglieder in die Welt. Sie sind Juden und nicht gewünscht, ihre Flucht bringt sie nach Deutschland, Israel und in die USA.
Marina Frenk erzählt ihre Geschichte nicht linear, sie springt zurück in die Vergangenheit, besucht in ihren Episoden unterschiedliche Familienmitglieder. Sie bietet Schlüsselszenen an, aus denen sich die Geschichte zusammensetzt. Sie spielen im Alltag von Männern, Frauen und Kindern, die nicht da zuhause sind, wo sie geboren sind, die sich immer wieder neu einleben mussten. Es sind die Großeltern, Eltern und Tanten von Kira, die einen Eindruck von dem bunten, heterogenen kulturellen Erbe der Protagonistin geben, das geprägt ist von Angst und Vertreibung aber auch von Mut und Energie.
Jahreszahlen über den Kapiteln geben Orientierung, helfen dabei, die vielen Figuren des Romans kennenzulernen und einzuordnen und sich zurechtzufinden. Denn die Familiengeschichte von Kira bildet das Gerüst für ihre Suche nach Stabilität und Identität. Sie macht die Gegenwart einer jungen Frau, die neben ihrer Krise als Künstlerin auch noch um ihre große Liebe bangen muss, erfahrbar.
In eindringlicher Sprache, im Selbstgespräch oder im Austausch mit ihrer Freundin Nele, vermittelt sie Schmerzen und Eifersucht, große Verzweiflung und Stärke. Kiras Visionen und Träume fließen in die Episoden ein, die Übergänge zwischen Realität und Fiktion sind oft unsichtbar.
Marina Frenk hat sich bereits in dem Hörspiel "Jenseits der Kastanien" ihrer Herkunft gestellt. Ihr aktueller Roman ist mehr als eine literarisch bearbeitete Biografie. Sie hat die Herkunftsgeschichte ihrer Familie als Ausgangspunkt für fiktive Geschichten genommen und diese weitererzählt. Sie wird zum Gerüst für andere große Themen: Depression, Muttersein, Beziehung, Künstlerin, Freundschaft.
Eine Rezension von Susanne Wankell
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Literaturangaben:
Marina Frenk: ewig her und gar nicht wahr
Verlag Klaus Wagenbach, 240 Seiten, 22 Euro
Stand: 03.07.2020, 12:55