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Seit er sechszehn ist, verdient Klaus Wallendorf als philharmonischer Hornist seinen Lebensunterhalt. "Lassen Sie es blühen, nehmen sie sich Zeit", raunt ihm der große Herbert von Karajan keine zwanzig Jahre später zu, als Wallendorf bei den Berliner Philharmonikern vorspielt.
In "Zwischen Mundstück und Mikrofon" porträtiert Wallendorf sein angeblich unberechenbares Instrument. Obwohl der Hornist täglich stundenlang übt, kann das Horn jederzeit nur einen "Kiekser", eine tonale Fehlzündung von sich geben. Wallendorf nutzt seine schnelle Zunge auch, um seinem humoristischen Talent als Redner und Ansager nachzugehen.
Auf Tournee in Japan zum Beispiel entzückt er das Konzertpublikum mit pointierten Zungenbrechern auf japanisch. "Manchmal fast wie Loriot", wäre das schönste Kompliment gewesen, das er für seine Auftritte am Mikrofon erhalten habe. Als Hornist und Humorist weißt er, auch eventuelles Scheitern mit Humor in Kauf zu nehmen.
Mittlerweile trägt Wallendorf den Titel "Hofdichter der Berliner Philharmoniker" auf Lebenszeit. Hier gibt Wallendorf einen unterhaltsamen Einblick in das Leben eines Profimusikers, schreibt pointiert über Dirigenten und Komponisten und gibt seine schönsten Mikrofon-Einlagen zum Besten – eine wunderbare Überbrückungslektüre für alle, die sich danach sehnen mal wieder in einem Konzertsaal zu sitzen.
Eine Rezension von Mareike Ilsemann
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Literaturangaben:
Klaus Wallendorf: Zwischen Mundstück und Mikrofon. Aus den Papieren eines philharmonischen Hornisten
Galiani Berlin, 208 Seiten, 20 Euro
Stand: 11.12.2020, 14:21