
Autorin im Gespräch
Justine Bauer über "Katinkas Ballenpresse"
Stand: 11.11.2022, 08:18 Uhr
Justine Bauer hat in diesem Oktober das Rolf-Dieter Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln erhalten. Ihr eingereichter Romananfang "Katinkas Ballenpresse" überzeugte die Jury durch "einen komplett eigenen Sprachsound".
Bauers Romanprojekt spielt in der süddeutschen Provinz und greift etliche relevante Themen auf: Landflucht, rechte Tendenzen bei jungen Leuten, sexuelle Gewalt. Hauptfigur ist Katinka. Sie hat von ihrem Onkel eine Ballenpresse geerbt, mit der sie Stroh und Heu zu Ballen pressen kann. Und sich so im Sommer etwas hinzuverdient.
In dem kleinen Dorf, in dem sie lebt, kennt jeder jeden und deswegen wissen leider auch alle darüber Bescheid, dass Katinka sich aus Neugier einem jungen Mann hingegeben hat. Seitdem gilt sie als leicht zu haben. Das Gerede treibt sie vom Gymnasium und sie fängt eine Lehre in der Landwirtschaftsschule an. Auf dem elterlichen Hof kümmert sie sich außerdem um die demente Oma Lisa und ihre kleine Schwester.
Justine Bauers Romananfang macht Lust auf mehr – Katinka ist eine eigenwillige Erzählerin, die sich an ihrer konservativen und paternalistischen Umgebung reibt. Aber sie lässt sich nicht einschüchtern und hat ihren eigenen Kopf.
Bauers Stil nimmt einen sehr plastisch mit auf den Hof und in die ländliche Umgebung: Die kargen Mahlzeiten, die abgeernteten Felder, die Enge im Haus. All das meint man zu riechen und zu spüren.
EineRezension von Lina Brünig
Hinweis auf Preisträgerinnen-Lesung am 22.11.2022, 19:30 Uhr im Literaturhaus Köln