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Ab Januar 2023 wird Iris Sayram als politische Korrespondentin für die ARD aus Berlin berichten. Sie hat eine Bilderbuchkarriere gemacht. Nun erzählt sie in einem autobiographischen Buch, welche Hürden sie auf ihrem Weg zu überwinden hatte. Iris Sayram wächst in den 1980er und1990er Jahren im Kölner Friesenviertel zwischen Bordellen und Diskotheken auf.
Der türkische Vater wollte politischer Karikaturist werden und landete als Gastarbeiter bei Ford. Immer öfter verbringt er die Zeit in Wettbüros und Spielhallen. Die Mutter putzt, arbeitet als Klofrau Nächte durch und geht schließlich auch anschaffen, damit sie der Tochter etwas bieten kann. Beide Eltern sind herzensgut und jederzeit bereit, sich für die Tochter aufzuopfern, die trotz der Armut eine glückliche Kindheit erlebt. Immer öfter wird der Familie der Strom abgestellt.
Als Iris zehn Jahre alt ist, muss die Mutter ins Gefängnis, weil sie gestohlen hat. Iris versucht, die tatsächliche Familiensituation in der Schule nicht preiszugeben. In der Pubertät schämt sie sich für die Mutter und die Verhältnisse, aus denen sie kommt. Iris beißt sich durch, jobbt, macht Abitur, finanziert ihr Jura-Studium selbst.
"Für euch" ist eine rührende Liebeserklärung an die Eltern und eine Hommage an die Lebensleistung der Mutter, die immer wieder aufgestanden ist. "Für euch" hält aber auch der Gesellschaft den Spiegel vor. Aus der Perspektive des Kindes erleben wir, mit welchen Vorurteilen, Geringschätzung und Arroganz, die bürgerliche Gesellschaft auf "sozial Schwache" blickt.
Eine Rezension von Mareike Ilsemann
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Literaturangaben:
Iris Sayram: Für euch
Claasen Verlag, 2022
208 Seiten, 21 Euro