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Autor im Gespräch
Eric Pfeil über "Azurro. Mit 100 Songs durch Italien”
Stand: 03.06.2022, 11:13 Uhr
Wenn aus Verknalltheit irgendwann Liebe wird, so schreibt Eric Pfeil im Vorwort zu seinem Buch "Azzurro. Mit 100 Songs durch Italien", dann schaue man zwangsläufig genauer hin. Das hat er getan. Und wie!
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Eric Pfeils Italienbild setzt sich aus den ersten, begeisterten Kindheitserlebnissen, Strandurlauben und besonders der Musik zusammen. So waren es zunächst die damals gängigen "Italo Top 20"- Kassetten und das Radio, das Pfeils Interesse an einem Land weckten, in dem allerdings nicht nur die Zitronen blühen.
Korruption, Vetternwirtschaft und die Mafia zählen leider auch zu den Elementen, die die Gesellschaft dort mitprägen, musste er später feststellen. Der Leserin und dem Leser erscheint "Azzurro" daher auch wie ein Seismograph gesellschaftlicher Zustände. Denn die 100 ausgewählten Popsongs führen von den Anfängen der italienischen Popmusik in den 1950er Jahren bis in die Gegenwart.
In den Popsongs singen die so genannten Cantautori – auf Deutsch Liedermacher – wie Andriano Celentano, Lucio Dalla, Luigi Tenco, Lucio Battisti oder Pino Daniele über Liebe, Leid, Ungerechtigkeit, Tod und Verlust. Den schillernden Frauenfiguren der Popmusik wurden die Songs meist auf den Leib geschrieben, wie zum Beispiel den großen Sängerinnen Mina oder Loredana Berté.
Italienische Popsongs, erzählt Eric Pfeil, offenbaren nicht nur viel über gesamtgesellschaftliche Phänomene wie zu Beispiel in den schwierigen 1970er Jahren, den so genannten "Anni di Piombo", in denen Italien von den Terroranschlägen der Roten Brigaden heimgesucht wurde. Sondern sie verweisen auch auf die jeweils singenden Personen.
In italienischen Popsongs hört Eric Pfeil immer auch individuelles Schicksal. Daher reiste er zu den Heimat- und Wirkungsorten der Cantautori und Interpretinnen, besuchte die Stätten ihrer ersten Bühnenauftritte oder aß in ihren Stammlokalen zu Mittag. In "Azzurro" nimmt Eric Pfeil seine Leserschaft mit auf eine Reise, die 100 Popsongs lang dauert und von der man sich wünscht, sie gehe nie zu Ende.
Eine Rezension von Claudia Cosmo
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Literaturangaben:
Eric Pfeil: Azzurro. Mit 100 Songs durch Italien
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 2022
368 Seiten, 14 Euro