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Die Ich-Erzählerin kehrt zur Hochzeit ihrer besten Freunde aus Schulzeiten in die Heimat zurück. Sie erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines Chemiearbeiters und einer Mutter, die aus der Türkei eingewandert ist. Der Vater, ein Alkoholiker und Messie, und die Mutter, die ihr beibrachte, sich unauffällig zu verhalten, haben ihr wenig Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben. Die Erzählerin lebte in ständiger Alarmbereitschaft. Auch in der Schule fühlte sie sich nicht zugehörig. Die Lehrer trauten ihr aufgrund ihrer Herkunft nichts zu, so dass sie schließlich die Schule abbrach. Erst in einem zweiten Anlauf machte sie das Abitur nach und studierte.
"Streulicht" ist ein grandioser Bildungsroman aus der Unterschicht. In intensiven Bildern und mit einer klaren Sprache gibt die Ich-Erzählerin einen Einblick in ihr Innenleben und zeigt, wie ständige Abwertung und Ausgrenzung wirken und wie sie es dennoch geschafft hat, sich aus eigener Kraft aus dem Sumpf rauszuziehen. Ein kluger und sensibler Roman und zugleich ein fulminantes Debüt, das unsere heutige Bildungslandschaft und Gesellschaft seziert, ohne moralisierend zu sein.
Eine Rezension von Barbara Geschwinde
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Literaturangaben:
Deniz Ohde: Streulicht
Suhrkamp Verlag, 284 Seiten, 22 Euro
Stand: 20.11.2020, 13:29