Neuer Abschnitt
Neuer Abschnitt
Wie sie das Leben zwischen Brotjob und Literatur gestalten erzählen 19 Schreibende in ihren Essays: Sie positionieren sich zwischen Wünschen, Ambitionen, Not und Notwendigkeiten, Kompromissen und Selbstermächtigung im Schreib-Leben, zu dem oft noch die Care-Arbeit schreibender Mütter oder Eltern hinzukommt.
Was sie verbindet ist der Anspruch, literarisch zu schreiben, doch über Arbeitsbedingungen in ihren meist prekären Brotjobs, die das Schreiben erst ermöglichen, wird im Kulturbetrieb kaum gesprochen. Dem möchten die vier Herausgeber:innen des Bandes entgegenwirken und mit dem Idealbild der "freien" Schriftstellerei aufräumen: Sie haben Autor:innen eingeladen, ihre Produktionsbedingungen beim Schreiben offenzulegen und von Chancen und dem Preis einer Teilhabe zu erzählen.
Die Parallelwelten von Brot und Kunst entwickeln sich mal aus der eigenen Biografie, mal befruchten sie sich gegenseitig oder werden strikt voneinander getrennt. So sind im jeweils eigenen Stil kluge, streitbare und berührende Denkansätze mit verschiedenen Akzentsetzungen entstanden.
Ob es die eigene Herkunft, die Lesebiografie, der fehlende Stallgeruch oder ungerechten Klassenverhältnisse sind, immer wird das Doppelleben zwischen ökonomischem Zwang und künstlerischer Verwirklichung deutlich, diese permanente Gratwanderung zwischen Hobby und dem Luxus des Schreibens, zwischen Welt und Werk.
Ein spannend-inspirierender Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen von Kreativität im Literaturbetrieb und eine bereichernde Lektüre.
Eine Rezension von Bettina Hesse
Neuer Abschnitt
Literaturangaben:
Iuditha Balint, Julia Dathe, Kathrin Schadt und Christoph Wenzel (Hrsg.): Brotjobs & Literatur
Verbrecher Verlag, 2021
234 Seiten, 19 Euro