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Arnold Stadler über "Irgendwo. Aber am Meer"

Autor im Gespräch

Arnold Stadler über "Irgendwo. Aber am Meer"

Stand: 31.03.2023, 15:51 Uhr

Ein Schriftsteller reist zu einer Lesung. Das anschließende Publikumsgespräch entwickelt sich zu einer unangenehmen Debatte über den Klimaschutz. Für ihn ein Alptraum. Auf der Suche nach Erholung tritt er die Flucht zu seinem Sehnsuchtsort an: Irgendwo. Aber am Meer.

Der volle Saal im Schloß Sayn mit all den kulturbeflissenen Damen und Herren bringt den Ich-Erzähler in Arnold Stadlers Roman in Nöte. Er soll sich zur Klimakrise, zu Greta Thunberg und der Seenotrettung positionieren, verstrickt sich in hilflos erscheinende Appelle, weniger Energie zu verbrauchen.

Aus dem Publikum schallt ihm der Satz entgegen: "Das ist ja weißes Altmännergeschwätz" – er sieht sich vor einem öffentlichen Tribunal und denkt an Flucht. Mit dem Auto, seinem Dacia Duster Diesel, bricht der namenlose Schriftsteller nach Griechenland auf, in ein Haus mit Blick auf die Insel Ithaka.

Die Leserinnen und Leser gehen mit auf die lange Reise über den Landweg durch den Balkan. Während der Autofahrt verhandelt er in Erinnerungen und Familiengeschichten die großen Themen der Gegenwart: Klimakrise, Krieg und Armut.

Dabei ist er kein Chronist, der Fakten und Informationen bietet. Er erzählt anekdotisch, poetisch, aus der eigenen Perspektive, immer mitten drin in seinem Leben und in seinen Erfahrungen und damit radikal subjektiv.

Arnold Stadler baut seinen Text wie ein musikalisches Werk, wiederholt Sätze und Gedanken, setzt sie in neue Kontexte, ordnet sie neu ein. Sein Ich-Erzähler reist unterdessen einmal ans Meer und wieder zurück und sagt am Ende Ja zum Leben.

Eine Rezension von Susanne Wankell

Arnold Stadler über "Irgendwo. Aber am Meer"

WDR 5 Bücher - Autoren im Gespräch 01.04.2023 10:45 Min. Verfügbar bis 30.03.2024 WDR 5


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Literaturangaben:
Arnold Stadler: Irgendwo. Aber am Meer
S. Fischer Verlag,
224 Seiten, 24 Euro