Autorin im Gespräch
"Eine Jacke, die sich nach dem Winter sehnt" von Almut Baumgarten
Stand: 21.04.2023, 16:20 Uhr
Eine ukrainische Familie flieht vor Putins Angriff nach Deutschland. Das Leben ist gerettet – und jetzt? Aus der Kinderperspektive schildert Almut Baumgarten die Ängste und Hoffnungen, die das Leben nach der Flucht mit sich bringt.
Annotschkas Familie ist vor dem Krieg aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrem kleinen Bruder und ihrer Tante wohnt das Mädchen bei einer alten Dame. Das Ankommen ist schwer, vor allem, weil der Vater der Familie in der Ukraine bleiben musste. Annotschka vermisst ihn sehr, und auch ihr Hund Pako fehlt ihr.
Sie macht sich aber auch Sorgen um ihre Mutter: Denn die ist oft traurig und selten fröhlich. Egal, was Annotschka sich auch ausdenkt, um das zu ändern. Das Mädchen beschließt, eine Strichliste zu führen: Wann ist Mama traurig, wann ist Mama fröhlich? Während die Monate ins Land ziehen, muss Annotschka dabei zusehen, wie die Striche in der Spalte "Mama ist traurig" immer mehr an Vorsprung gewinnen.
Almut Baumgarten erzählt empfindsam und mit poetischer Sprache von Annotschkas einsamen Tagen: Von der sprachlichen Isolation und dem plötzlichen Ende der Kindheit und von Geburtstagen, an denen ein Teil der Familie in Deutschland und der andere in der Ukraine ist – und man per Videotelefon trotzdem gemeinsam Torte isst.
Da sich das Buch auch an Kinder richtet, geht es nicht um die Brutalität des Krieges, sondern um die unsichtbaren seelischen Folgen, die angerichtet werden.
Ein Beitrag von Lina Brünig
Literaturangaben:
Almut Baumgarten: Eine Jacke, die sich nach dem Winter sehnt
Mit einer Übersetzung ins Ukrainische von Chrystyna Nazarkewytsch
Illustrationen von Merle Tebbe
60 Seiten, 12,90 Euro
www.einejacke.de
