Michel Friedman

Auf meinem Nachttisch

Michel Friedman empfiehlt Simone de Beauvoir

Stand: 28.10.2022, 11:34 Uhr

Der Publizist und Jurist Michel Friedman polarisiert: Die einen ärgern sich über seine scharfen Interviews, andere schätzen seine direkte Art. In seinem Buch "Fremd" hat er sich jetzt schonungslos seiner Biografie und seinen Fragen an das Leben gestellt.

Auf seinem Nachttisch liegt "Alle Menschen sind sterblich" von Simone de Beauvoir, für Michel Friedman ein Standardwerk für den Existenzialismus. Die Schriftstellerin fordere in diesem Roman von jedem Menschen, mit der "Verzweiflung über diese Welt einerseits und die Verantwortung des Lebens andererseits" zurechtzukommen. "Den Lebensschmerz auszuhalten und trotzdem das eigene Leben selbstbestimmt zu entwickeln, wird in diesem Buch grandios thematisiert."

Michel Friedman entstammt einer polnisch-jüdischen Familie aus Krakau, viele Familienmitglieder kamen im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau um, seine Eltern und seine Großmutter überlebten. Die Familie emigrierte zunächst nach Paris, dort wurde Michel Friedman geboren, und zog 1965 in die Bundesrepublik, wo der Sohn nach dem Abitur Jura studierte und sich als Rechtsanwalt niederließ. Er engagierte sich im Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt und beim Zentralrat der Juden in Deutschland sowie in europäischen Gremien.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Michel Friedman als Fernsehmoderator bekannt, zunächst in der Talkshow Riverboat des Mitteldeutschen Rundfunks, später dann beim Hessischen Rundfunk und im Ersten. 2003 geriet er im Zuge von Ermittlungen im Rotlichtmillieu in das Visier der Staatsanwaltschaft. Am Ende stand eine Verurteilung wegen Kokainbesitzes, er zog sich von allen öffentlichen Ämtern und als Fernsehmoderator zurück.

Nach kurzer Zeit kehrte er in die Öffentlichkeit zurück, arbeitete für den Aufbau Verlag und schrieb Kolumnen für verschiedenen Zeitungen. Aktuell moderiert er unter anderem die Sendung "Auf ein Wort" der Deutschen Welle. Er ist Gastgeber der Reihe "Friedman im Gespräch" am Berliner Ensemble im Theater am Schiffsbauerdamm.

Das CDU-Mitglied Michel Friedman engagiert sich seit Jahren gegen Antisemitismus und Rassismus. Unter anderem ist er Mitbegründer des Vereins "Gesicht zeigen. Für ein weltoffenes Deutschland e.V."

Mit seinem Buch "Fremd" ist Michel Friedman derzeit in Lesungen und Gesprächssendungen präsent. Er spricht über seine Erfahrungen mit dem Fremdsein und hat das Buch allen Menschen gewidmet, die diese Erfahrungen teilen.

Ein Beitrag von Susanne Wankell

Michel Friedman empfiehlt Simone de Beauvoir

WDR 5 Bücher - Auf meinem Nachttisch 29.10.2022 20:14 Min. Verfügbar bis 29.10.2023 WDR 5


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Literaturangaben:
Simone de Beauvoir: Alle Menschen sind sterblich
Aus dem Französischen von Eva Rechel-Mertens
rororo Taschenbuch, 1975
480 Seiten, 12 Euro

Michel Friedman: Fremd
Berlin Verlag, 2022
176 Seiten, 20 Euro