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Buchcover: "Dass uns findet, wer will" von Thilo Krause

Aktuelle Lyrik

"Dass uns findet, wer will" von Thilo Krause

Stand: 17.02.2023, 16:32 Uhr

Was ist Erinnerung? Thilo Krauses Gedichtband "Dass uns findet, wer will" wandelt sensibel zwischen Natur und Stadt, Vergangenheit und Gegenwart und zwischen Jugend und Alter. Das Buch ist nicht nur eine Zeitreise, sondern auch eine Feier des Alltäglichen.

Ob Regen, Pfützen oder das Freibad: Thilo Krauses Gedichtband "Dass uns findet, wer will" ist getränkt von Erinnerungen. Beginnend mit zwei groß angelegten Zyklen über den Großvater und den Vater verbinden sich Rosen im Garten mit den Traumata des Krieges und die Figur des Vaters mit dem Vater als eigenständiger Mensch.

Krauses Zyklen sind liebevoll und heben nicht nur die subjektive Erinnerung an Vater und Großvater ins Gedächtnis, sondern erinnern sich an ihre Wege, ihre Erlebnisse und Träume. Da taucht auch der Vater auf, "(als Kameramann, der er einmal werden wollte)/ Hätte am Set stets abwesend gewirkt/ in der Art, wie man abwesend sein muss/um durch die Welt hindurchzuschauen". Die beiden Zyklen kontrastieren Krauses seine eigenen Erinnerungen, ans Schwimmbad in der Jugend, an die ersten selbstfrisierten Mopeds.

Die Gedichte in "Dass uns findet, wer will" glänzen durch starke Metaphern, die sich immer wieder im Alltäglichen wiederfinden. Krauses eigene Vergangenheit, 1977 in Dresden geboren, taucht immer wieder auf, als LPG oder VEB, Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und Volkseigene Betriebe, aber eben auch durch Gedichte, die Lyrikern wie Johannes Bobrowski oder Adam Zagajewski gewidmet sind.

Die Zerrissenheit zwischen unbeschwerter Jugend und der Vergänglichkeit dieser, landschaftliche Idylle mit Sehnsucht zur Stadt zeigen eine Suche nach Heimat, die vor allem in den kleinen Momenten und - im Wasser zu finden ist.

Eine Rezension von Jakob Stärker.

Literaturangaben:
Thilo Krause: Dass uns findet, wer will
Carl Hanser Verlag, 2023
136 Seiten, 22 Euro