
Kommentar: Europäische Union
Stand: 09.05.2022, 13:10 Uhr
Heute vor 72 Jahren wurde der Vorschlag gemacht, in Europa wirtschaftlich enger zusammen zu arbeiten. Der Anfang einer tollen Geschichte, die heute, wie jedes Jahr am 9. Mai, mit dem Europatag gefeiert wird. Am Abend werden zahlreiche Gebäude, z.B. in Dortmund, blau angestrahlt. Und warum nicht den Europatag zum Feiertag machen, sagt Irene Geuer hier im Kommentar auf WDR 4.
Von Irene Geuer
Genau. Machen wir an einem 9. Mai doch einfach mal frei – alle zusammen in der Europäischen Union. Sie muss gefeiert werden. Weil der Vorschlag des damaligen französischen Außenministers Robert Schuman genial war. Deswegen will der Papst ihn sogar selig sprechen. Schuman hatte vorgeschlagen, die Kohle und Stahlproduktionen zusammen zu legen, damit ein Krieg durch wirtschaftliche Zusammenarbeit undenkbar wird. Und genauso ist es in dieser Gemeinschaft gekommen. Die Mehrheit in Deutschland gibt laut einer Umfrage den Frieden als größten Wert der EU an.
Obwohl, ja, es gibt viel Kritik an ihr. Sie ist oft sehr bürokratisch. Sie braucht manchmal ewig für Neuerungen. Aber: Die EU ist derzeit in einer Umbruchphase und arbeitet daran, schneller zu werden und bürgernäher. Jetzt, in diesen Minuten wird in Straßburg der Abschlussbericht eines europaweiten Bürgerforums überreicht, in dem viele Vorschläge stehen, Europa zukunftssicher zu machen. Da geht es auch darum, wirtschaftlich unabhängiger zu werden, Beispiel Energie. Der Vorschlag passt gerade sehr gut in diese Zeit, da uns die Abhängigkeiten von Russland auf die Füße fallen. Deshalb sollen regionale Produkte und erneuerbare Energien mehr gefördert werden. Wir können uns einmischen, auch z.B. bei der Bürgerbeauftragten der EU, wenn z.B. Gesetze zu bürokratisch erscheinen. Jeder kann auch selbst ein kleines bisschen Schuman sein und Vorschläge machen.
Damit könnten dann auch endlich mal die ganzen Vorurteile gegen die EU verschwinden. Schluss mit dem Mythos, Brüssel schreibe die Größe der Kondome vor. Stimmt nicht. Es gab nur eine Empfehlung. Und der Krümmungsgrad der Gurke wird auch nicht mehr von der EU geregelt. Das machen die Produzenten und Händler unter sich aus. Schluss mit Fakenews über die EU. Die Briten haben sich von ihnen treiben lassen und sind mit ihrem Austritt der Verlierer. Die EU ist nicht perfekt, keine Frage. Aber einen Grund zum Feiern gibt sie allemal.