Kürbishof in Wasserkurl

Wasserkurl

Stand: 27.12.2022, 00:00 Uhr

Noch heute lässt sich erkennen, dass unser Dorf der Woche aus einer Ansammlung mehrerer großer Bauernhöfe heraus entstanden ist. Heute gehört Wasserkurl zu einem Stadtteil von Kamen im östlichen Ruhrgebiet – und hat Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten.

Von Stefan Erdmann

Wasserkurl

WDR 4 Mein Dorf 27.12.2022 07:59 Min. Verfügbar bis 31.12.2023 WDR 4 Von Stefan Erdmann


Download

Ein Dorf, über 200 Kürbissorten

Die Bezeichnung der alten Wasserkurler Höfe folgte ganz praktischen Aspekten: Hof Westermann hieß so, weil er im Westen des Dorfes lag. Hof Middendorf lag – richtig – mitten im Dorf. Einige der Bauernhöfe kann man noch heute in Wasserkurl entdecken, zum Beispiel den Hof Ligges. Er war lange unter dem Namen "Ostermann" bekannt, eben im Osten des Dorfes gelegen. Heute zieht er weit über die Dorfgrenzen hinaus Besucher an. Denn die Spezialität der Familie Ligges sind Kürbisse. Mehr als 200 Sorten baut sie an. Jedes Jahr im Herbst leuchtet ihr Hof deshalb in Goldgelb und Orange.

Feste Institution im Jazz-Kalender

Nicht weit von Familie Ligges entfernt liegt der Hof Kalthoff. Hier findet immer an einem Sonntag im August ein Jazzfrühschoppen statt. Er ist seit über 30 Jahren eine feste Größe im kulturellen Jahresverlauf der gesamten Stadt Kamen. Für das kommende Jahr soll das Musikevent einen frischen Anstrich bekommen, hinter den Kulissen arbeitet die Stadt an einem veränderten Konzept. Pilspicker, Seatown Seven Hot Jazzband ... die Bands der vergangenen Jahre sind jedenfalls Größen in der regionalen Jazz-Szene. Und die Atmosphäre auf dem liebevoll renovierten Gut ist einfach einmalig.

Herr über 35.000 Fotos

Man muss schon gut organisiert sein, wenn man die Geschichte eines Dorfes im Blick behalten will. Wilfrid Loos ist ehrenamtlicher Ortsheimatpfleger von Wasserkurl. Das heißt: Sein Hobby ist es, die Vergangenheit des Dorfes für die Nachwelt zu bewahren. In seinem Archiv finden sich tausende Dokumente, Zeitungsausschnitte und Bücher. Und vor allem: gut 35.000 Fotos aus Wasserkurl und den umliegenden Dörfern und Gemeinden. Jedes hat Loos fein säuberlich in einer selbst programmierten Datenbank eingetragen, meist zusammen mit den Namen der gezeigten Menschen oder Orte. Besonders spannende Aufnahmen teilt er auf seiner Internetseite und in sozialen Netzwerken mit der Öffentlichkeit. Sein Archiv: Eine irrsinnig aufwendige und wertvolle Arbeit – so wichtig, dass eine Sicherheitskopie seiner Festplatten mittlerweile im Tresor des Stadtarchivs liegt.

Ältester Männerchor weit und breit

Musik spielt im Dorf Wasserkurl gleich vielfach eine Hauptrolle. Einer der ältesten Männerchöre Deutschlands ist hier zu Hause. In seinen Aufzeichnungen finden sich Hinweise auf eine Gründung im Jahre 1875. Gründungsmitglieder sind heute nicht mehr dabei – und wie so oft im Vereinsleben ist es schwer, Nachwuchs zu finden. Dafür singen die aktuellen Mitglieder umso kräftiger bei ihren Konzerten im Dorf. Über lange Jahre organisierten sie außerdem ein sehr erfolgreiches Vatertags-Singen im Wald. Heute pflegen die Herren freundschaftliche Verbindungen zu den Chören aus den Nachbardörfern. Das war nicht immer so. Der Legende nach hieß es über den Wasserkurler Männerchor augenzwinkernd: "Die singen doch wie die Kühe!"

WDR 4 unterwegs