"Freistaat Oberbauer" – wenn man über die Landstraße fährt, die von Ennepetal-Voerde nach Breckerfeld führt, dann wird einem unweigerlich dieses Schild ins Auge stechen. Eine politische Aussage? Wohnen hier besonders viele eingewanderte Bayern? Nein, es spiegelt einfach den Humor und das Augenzwinkern der Dorfgemeinschaft wider, die sich selbst diesen Namen gegeben hat.
Vom Dorf zum "Freistaat"
Ein bisschen soll der Name auch für die Eigenständigkeit stehen, die die Oberbaueraner an den Tag legen. Denn eigene Ideen entwickeln und kreativ werden – das mussten sie. Ein Geschäft nach dem anderen hatte in Oberbauer in den letzten Jahrzehnten dicht gemacht. Auch in der letzten Kneipe floss irgendwann kein Bier mehr aus dem Zapfhahn, weil geschlossen.
Für den kleinen Stadtteil mit gut 1.300 Einwohnern stand mehr und mehr die Lebensqualität auf dem Spiel. Also gründete sich die Dorfgemeinschaft "Freistaat Oberbauer". Was seitdem in den letzten Jahren passierte, ist wirklich ungewöhnlich und im positivsten Sinne des Wortes "bekloppt".
Verein organisiert Feste und Kneipen
Das Lehrerzimmer der alten Grundschule wurde kurzerhand zur Dorfkneipe umgebaut. Eine ausrangierte Theke aus dem Nachbardorf wurde dazu in dem großen Raum eingebaut. Tische, Stühle, Wimpel an den Wänden – alles sorgt für Kneipenatmosphäre. Und einmal im Monat gibt es in der Kneipe, die vor allem das Vereinsheim des "Freistaats" ist, Motto-Abende. Mal gibt’s Fisch und ein Shantychor singt, mal werden Cocktails gemixt.
Die Dorfgemeinschaft stellt so manches auf die Beine: Dorffeste, Wandertage, sogar einen eigenen kleinen Weihnachtsmarkt jedes Jahr. Wer durch Oberbauer wandert, darf auch mal Halt machen an einer kleinen Wanderhütte an der alten Grundschule, die der Verein gebaut hat.
Kleinste Eisdiele in NRW
Übrigens: Wandern und Radeln geht sehr gut in Oberbauer. Die frühere Straßenbahnstrecke zwischen Hagen, der Hasper Talsperre und Breckerfeld ist zu einem Weg ausgebaut worden und führt genau durch den Ort. Sonntags kann man besonders gut Halt machen am vielleicht kleinsten Eiscafé in Nordrhein-Westfalen, der "kleinen Eiszeit".
Ein kleiner Eiswagen mitten im Dorf, an dem es selbstgemachte Eissorten gibt und demnächst wahrscheinlich auch verschiedene Kaffeespezialitäten. Elvira Henke-Wozniak und ihr Mann Hans Jürgen haben eigentlich ein Café in Gevelsberg, wohnen aber in Oberbauer und wollten mit dem Eiswagen vor ihrem Haus den Leuten etwas Gutes tun. Mit Erfolg: Am Wochenende ist die "kleine Eiszeit" ein echter Dorftreffpunkt.
Gemeinschaft über Jahre gewachsen
Typisch Oberbauer: Die Leute tun was für ihr Dorf! Waldemar Guderian und Frank Altena haben vor Jahren den "Freistaat" mitgegründet und sind stolz auf ihre Gemeinschaft. "Als wir uns 2006 gründeten, waren wir sechs Leute – und jetzt sind wir 120", sagt Waldemar.
Und Frank ergänzt zu den vielen Aktivitäten im Dorf: "Wir sind einfach ein irrer Haufen und ich weiß auch nicht, was uns da reitet. Aber wir wollen immer viel Spaß haben hier in Oberbauer."