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Von der Wehrkirche zum Gipfelkreuz – Unterwegs in Puderbach im Wittgensteiner Land

Das ist ungewöhnlich für eine nichtalpine Region: Wer in Puderbach bei Bad Laasphe den Aufstieg auf den Hausberg Puderburg nicht scheut, wird an Tagen mit guter Sicht mit einem imposanten Weitblick, einem Gipfelkreuz und einem Gipfelbuch belohnt.

Spaziergang rund um Puderbach im Wittgensteiner Land

Manchmal verschwindet die Sonne im Laufe einer Wanderung und die Gipfel hüllen sich in Nebel. So wie der 619 Meter hohe Berg Puderburg. Doch dort oben, unter dem Gipfelkreuz, ist es auch an Nebeltagen schön, denn der Nebel schluckt alle Geräusche und macht die Stille noch stiller.

Manchmal verschwindet die Sonne im Laufe einer Wanderung und die Gipfel hüllen sich in Nebel. So wie der 619 Meter hohe Berg Puderburg. Doch dort oben, unter dem Gipfelkreuz, ist es auch an Nebeltagen schön, denn der Nebel schluckt alle Geräusche und macht die Stille noch stiller.

Wir starten unsere Wanderung im Ortskern von Puderbach, wo auf einer Anhöhe die wunderschöne Dorfkirche steht. Sie wurde 1253 erstmals erwähnt und war in früheren Zeiten eine Wehrkirche: Die schwere Eingangstür aus Eichenholz lässt sich mit einem Pfahl zusätzlich verriegeln, die Mauern der Kirche sind dick und sie hat schmale Fenster.

Der Innenraum der Kirche verzaubert den Besucher vom ersten Moment an. Die farbigen Säulen und die Deckenmalerei erinnern ein wenig an die Mezquita im spanischen Córdoba. Bei Renovierungsarbeiten Mitte der 1950er Jahre konnte die Malerei freigelegt werden. In der Kirche wird auch eine Bibel aus dem Jahr 1701 ausgestellt. Außerdem sehr alte Utensilien für die heilige Messe.

Das kleine Dorf Puderbach, in dem derzeit um die 430 Menschen leben, ist auch Geburtsort eines berühmten Komponisten. Friedrich Kiel (1821-1885) war einer der wichtigsten Vertreter der Romantik, außerdem Musikpädagoge und Kompositionslehrer. Er lebte in Berlin, wo er auch starb. Seine Gebeine wurden 1971 nach Puderbach umgebettet. Sein Grab befindet sich an der Kirchenmauer. In der Puderbacher Kirche finden von Zeit zu Zeit auch Konzerte statt. Auch Kiels Geburtshaus ist noch erhalten.

Puderbachs alter Kern erzählt vom Leben auf dem Dorf in früheren Zeiten. Hier ist die Stellmacherei zu sehen. Der Wagner oder Stellmacher fertigte neben Wagenrädern auch Leiterwagen, Karren, die Karosserien von Kutschen und Schlitten an.

Bis vor Kurzem hat ein Puderbacher die alte Stellmacherei als Werkstatt genutzt. Blickt man durch die Fenster des alten Gebäudes, kann man sehen, woran er zuletzt gearbeitet hat.

Noch eine Besonderheit von Puderbach: Hier steht eines der wenigen noch erhaltenen Frosthäuser Wittgensteins. Als Mitte der 1950er Jahre die ersten Gefriertruhen auf den Markt kamen, waren sie sehr teuer. Aus diesem Grund schlossen sich Puderbacher Familien zusammen, um eine gemeinschaftliche Gefrieranlage zu kaufen. Gerade nach Hausschlachtungen war man froh, das Fleisch gut gekühlt lagern zu können, statt es auf andere Weise haltbar machen zu müssen. Noch heute kann man im Puderbacher Frosthaus Tiefkühlfächer mieten, wenn die Truhe zuhause nicht ausreicht.

Puderbach ist umgeben von Bergen und Wäldern. Auch hier hat der Borkenkäfer die Fichtenplantagen weitgehend zerstört. Doch Puderbach hat nichts von seinem Charme verloren. Weil es so geschützt inmitten der Berge liegt, wird es auch "Dorf im Versteck" genannt.

Eine Wanderung hinauf zum Puderbacher Hausberg Puderburg lohnt sich bei jedem Wetter. Eine Burg oder Überreste davon sucht man jedoch vergeblich. Es hat hier nie eine Burg gegeben.

Am Gipfelkreuz liegt auch das Gipfelbuch, in das sich viele Wanderer eintragen. Auch die Ukrainer, die in Puderbach für die Zeit des Krieges ein Obdach gefunden haben. Eine Ukrainerin ist den Puderbachern so dankbar für die nette Aufnahme, dass sie am liebsten ganz Puderbach in ihr ukrainisches Dorf einladen würde, wenn irgendwann wieder Frieden in der Ukraine herrscht.

Der Blick vom 619 Meter hohen Gipfel Puderburg auf einen Teil Puderbachs. Von dort oben wird deutlich, warum Puderbach das "Dorf im Versteck" genannt wird. Es lohnt sich, in dieses kleine gemütliche Örtchen zu fahren, auch deshalb, weil es in und um Puderbach so herrlich still ist.

Stand: 07.03.2023, 00:00 Uhr