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Spaziergang durch die Bochumer "Kappeskolonie"

Die "Kappeskolonie" war eine der ersten Gartenstadtsiedlungen im Ruhrgebiet, erbaut zwischen 1906 und 1915 von der Firma Krupp für die Bergleute der benachbarten Zeche Hannover. Den Krupp-Beschäftigten bot sich eine heimatliche Idylle mit eigener Infrastruktur – wer allerdings gegen die Regeln verstieß oder seinen Job verlor, verlor automatisch auch sein Wohnrecht.

Eine der ersten Gartenstadtsiedlungen im Ruhrgebiet: Die "Kappeskolonie"

Zweifamilienhäuser mit fachwerkähnlichen Fassaden und tief heruntergezogenen Dachtraufen unterstreichen den dörflichen Charakter der Siedlung. Insgesamt gibt es 400 Doppelhäuser in 45 verschiedenen Bautypen.

Zweifamilienhäuser mit fachwerkähnlichen Fassaden und tief heruntergezogenen Dachtraufen unterstreichen den dörflichen Charakter der Siedlung. Insgesamt gibt es 400 Doppelhäuser in 45 verschiedenen Bautypen.

Der "Beamtenplatz" mit Brunnen und Torbogen – hier wohnten seinerzeit die Bergbeamten in Wohnungen, die größer und komfortabler ausgestattet waren.

Info-Säulen mit Übersichtsplan und geschichtlichem Hintergrund.

Die Siedlung ist hufeisenförmig um einen zentralen Park angelegt; die Straßenzüge verlaufen leicht geschwungen. Die variantenreichen Häuser sind mit Wohnküche und Wohnzimmer im Erdgeschoss sowie zwei Schlafzimmern im Obergeschoss ausgestattet.

Ein Stall stellte jeweils die Verbindung zum Nachbarhaus her – hier wurde Kleinvieh zur Selbstversorgung gehalten, z. B. eine Ziege, die "Bergmannskuh". Außerdem wurde im Garten hinter dem Haus Gemüse angebaut; meistens war das Kohl, der sogenannte "Kappes" – daher der Name "Kappeskolonie".

Alle Straßennamen haben einen Bezug zum Bergbau und stammen wie hier teilweise von gleichnamigen Kohleflözen oder -feldern.

Die zentrale Grünanlage, der "Barbara-Park" – benannt nach der Schutzpatronin der Bergleute.

Die heilige Barbara findet sich auch an Häuserfassaden wieder und soll Unglück fernhalten.

Auch die Kohlenlore gehört zu den typischen Accessoires einer Bergarbeitersiedlung.

Bei einem Spaziergang überquert man auch den Hüller Bach, einen inzwischen wieder sauberen Nebenfluss der Emscher.

Hier findet sich das Gebäude des früheren Krupp'schen Konsums – in dieser Konsumanstalt konnten die Arbeiter der Siedlung seinerzeit kostengünstig einkaufen.

Ganz in der Nähe erahnt man durch die jetzt kahlen Sträucher und Bäume das Rittergut Haus Dahlhausen. Krupp hatte das Gut 1890 erworben, um auf dem Gelände die Siedlung zu errichten. Das alte Herrenhaus wurde damals verpachtet und ist heute in Privatbesitz.

An der Peripherie der Siedlung kann man bis zur Zeche Hannover mit ihrem Malakow-Turm blicken.

Wer mag, kann von der Siedlung durch Wiesen und Felder in wenigen Minuten zur Zeche Hannover weiterlaufen.

Schon von weitem ist der wuchtige Malakow-Turm des einstigen Bergwerks zu sehen. Die Zeche wurde 1973 stillgelegt und ist heute LWL-Industriemuseum (bis 23.März 2023 geschlossen wegen Winterpause).

Stand: 04.02.2023, 00:00 Uhr