Endlich mal durchatmen
Corona, Krieg, Energiekrise, Inflation ... Viele von uns sind erschöpft vom Dauer-Krisenmodus der letzten Zeit. Und freuen sich deshalb um so mehr auf Weihnachten. Vielleicht auch mit einer neuen Dankbarkeit.
Unsere Hörerin Susanne zum Beispiel findet gerade dieses Jahr das Fest besonders bedeutsam: "Die Ukraine, die Energiekrise, Corona, das RS-Virus bei den Kindern, es ist überall Not. Von daher glaube ich, sitzt man schön zusammen zu Weihnachten und kann vielleicht auch mal über das nachdenken, was man alles hat – gerade wir jetzt hier in Deutschland."
Auch Thomas freut sich darauf, einfach das Zusammensein mit Familie und Freunden zu genießen: "So wie es aussieht, werden wir Weihnachten nicht frieren müssen, wir werden all unsere Lieben noch um uns haben, und da wird man ganz demütig, wenn man den Blick nach Osten wendet und feststellt, dass es da doch ganz anders aussieht."
Kinderglaube überdauert Krisen und Internet
"Ich habe ans Christkind geglaubt", erinnert sich die 61-jährige Susanne. "Ich habe gedacht, dass das heimlich kommt, wenn wir in der Kirche sind und die Geschenke dahin legt. Ich habe mir da so ein Engelchen vorgestellt."
Glauben Kinder auch heute noch an Christkind und Weihnachtsmann? In unseren modernen Zeiten, da selbst Kindergartenkinder schon einen Tablet-PC haben? Oh ja, sagt unser Studiogast, die Kinderbuchautorin Kirsten Boie:
"Ja, zu meiner großen Überraschung stelle ich fest, dass die das heute beinahe mehr und länger tun als früher." Früher sei ja der Glaube an den Weihnachtsmann oft mit sechs Jahren vorbei gewesen. "Aber heute gibt es Achtjährige, deren Eltern mich anflehen, in meinen Büchern nichts zu verraten. Weil ihr Kind doch noch an den Weihnachtsmann glaubt!"
Die Schriftstellerin sieht hier keinen Widerspruch zum Zeitalter des Internet. Eher im Gegenteil. "Ich könnte mir vorstellen, dass das sogar damit zu tun hat, dass die Kinder heute mit so vielen unvorstellbaren und unglaublichen Dingen konfrontiert sind. Dass dadurch die Vorstellung, es könnte auch einen Weihnachtsmann geben, ihnen gar nicht mehr so merkwürdig erscheint."
Und wenn man allein lebt?
Die Festtage sind für Alleinstehende oft nicht leicht. Schriftstellerin Kirsten Boie ermutigt dazu, Weihnachten nicht nur als ein Fest der Kleinfamilie zu betrachten. Sondern auch mit Freunden zusammen zu feiern. Auch wenn die Familie haben, und man als Außenstehender deshalb Sorge hat, man könnte stören.
"Ich glaube nicht, dass Familien so abgeschlossen sind. Häufig freuen sie sich, wenn jemand dazu kommt." Gäste bedeuteten ja auch Anregung und Auflockerung. "Insofern denke ich: Ja, da sollten wir wirklich überhaupt keine Scheu haben!"