Frauke Lehrke, Marktleiterin, sortiert Lebensmittel im Dorfladen Bolzum.

Das neue Einkaufen (nicht nur) auf dem Land

Stand: 09.06.2023, 00:00 Uhr

Mal eben was einkaufen, ohne Kilometer bis zum nächsten Supermarkt zu fahren? In vielen kleinen Orten geht das wieder. Vielleicht im neuen Dorfladen. Oder in einem der vielen Verkaufsautomaten von Landwirten. Die sieht man immer öfter auch in Städten. WDR4 Mittendrin stellt die neuen Einkaufskonzepte vor.

Von Anne Debus

Das neue Einkaufen (nicht nur) auf dem Land

WDR 4 Mittendrin - In unserem Alter 10.06.2023 13:50 Min. Verfügbar bis 09.06.2024 WDR 4 Von Anne Debus


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Bio, Regio und viel Engagement – Dorfläden können mehr

"Kuhschisshagen" – so nennen die Bewohner der kleinen Ortschaft Hagen im Hochsauerland ihr Dorf liebevoll. Nur 920 Einwohner zählt der kleine Ort. Aber Einkaufen ist hier kein Problem mehr, seit der neue Dorfladen aufgemacht hat.

Denn der bietet neben einem günstigen Grundsortiment auch Bio-Produkte, viele aus der Region. Fleisch und Eier vom Bauern nebenan. Fisch aus dem Nachbarort. Für die Gründung haben sich die Hagener zusammengetan. Erzählt uns Johannes Huxol, jetzt einer der Geschäftsführer des Dorfladens: 

"Wir haben das ganze Dorf eingeladen und haben eine Gesellschaft gegründet, eine kleine GmbH. Und da sind dann Gesellschaftsanteile vergeben worden. Wenigstens 250 Euro, nach oben keine Grenze." 200 Menschen haben Anteile gekauft. Dazu kam eine Förderung vom Land. Und schon stand die Grundfinanzierung.

Ideen sind gefragt

Ein ansprechendes Sortiment allein reicht aber oft nicht, damit sich ein Dorfladen auf Dauer trägt. Sagt unsere Studioexpertin Stefanie Jaisfeld, Fachjournalistin beim Landwirtschaftsverlag in Münster. Wichtig seien besondere Ideen, etwa ein warmer Mittagstisch.

Im Dorfladen in Hagen ist das die "Dorfladen-Suppe": Eintopf im Glas, gekocht von einer Dorfbewohnerin im Auftrag des Ladens. Und zwar aus Gemüse, von dem der Laden zu viel bestellt hatte. Über die fertige Mahlzeit freuen sich vor allem ältere Kunden.

Ein anderer Verkaufshit: Die selbstgemachten Antipasti von Damiana Coprec. Sie ist Verkäuferin hier, stammt aus Italien und legt für ihre Dorfladen-Kunden Tomaten und Artischocken ein: "Das wird so gut hier angenommen, das glauben Sie gar nicht. Die Leute reißen mir das aus der Hand!"

Gutes vom Bauernhof aus dem Automaten

Man sieht sie immer öfter – kleine Hütten mit Automaten darin, aus denen man sich Produkte vom Bauernhof ziehen kann. Für viele Landwirte eine Alternative zum Hofladen, denn für den fehlt oft das Personal. Angefangen hat es mit Eiern, Milch und Grillwürstchen. Mittlerweile bieten manche Automatenhütten das Sortiment eines kleinen Geschäftes.

So wie die von Landwirt Marc Müller in Niedersorpe im Sauerland. Dort gibt es neben Milch und Eiern auch Kartoffeln, Käse, Honig und Grillfleisch. Seine Mutter backt Hörnchen und Nussecken. Sogar Softeis kommt auf Knopfdruck aus dem Automaten. Das genießen nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen.

Denn bei Verkaufsautomaten kommt es vor allem auf den Standort an. Und da ist Niedersorpe offenbar genau richtig, erzählt uns Marc Müller: "Hier trifft sich ja alles: Die Wanderer gehen hier los, hier ist der Durchgangsverkehr nach Winterberg. Selbst die Jugend trifft sich hier abends, trinkt sich eine Milch, isst sich ein Eis oder Chips."

Nicht nur auf dem Land

Auch in Städten funktioniert das neue Konzept. Spontan am Sonn- oder Feiertag ein paar Eier oder Grillwürste kaufen, das wissen auch Kunden in der Stadt zu schätzen. Vielerorts gibt es auch Spargel oder frische Erdbeeren aus dem Automaten. Und in St. Tönis nutzt ein Bäcker einen Automaten zum Verkauf von Brot und Teilchen.