Sternenhimmel

Horoskope – was bringt uns der regelmäßige Blick in die Sterne?

Stand: 02.06.2023, 00:00 Uhr

Sie finden auf jeden Fall immer noch ihre Leser. Sonst würden sie wohl kaum abgedruckt in Zeitungen und Zeitschriften. Sind Pressehoroskope nun reinste Unterhaltung – oder doch mehr?  

Von Christoph Tiegel

Horoskope – was bringt uns der regelmäßige Blick in die Sterne?

WDR 4 Mittendrin - In unserem Alter 03.06.2023 12:38 Min. Verfügbar bis 02.06.2024 WDR 4 Von Michael Westerhoff


Download

"Wenn ich lese 'Sie haben heute Glück im Spiel', dann lass ich mich schon mal verführen und spiele Lotto" sagt Katja aus Krefeld. Mit einem Schmunzeln, natürlich. Hanna aus Oppum nimmt Horoskope auch nicht allzu ernst. Die seien ja meist eher allgemein formuliert nach dem Muster: "Sie werden nächste Woche eine Überraschung erleben". Gelegentlich erfüllt sich so eine Vorhersage dann tatsächlich. "Dann habe ich jemanden getroffen, den ich vorher zehn Jahre nicht gesehen hatte und dachte: Ja, das war die Überraschung!"

Die Sterne lügen nicht

Katja Furthmann ist keine Astrologin und trotzdem Horoskop-Expertin. Als Germanistin hat sie sich mehrfach intensiv mit der "Textsorte Pressehoroskop" befasst und auch Bücher dazu geschrieben. (u. a. "Die Sterne lügen nicht").

"Horoskope werden belächelt und trotzdem liest sie jeder", sagt sie, "man ist schon ein bisschen gespannt darauf, was über das eigene Sternzeichen geschrieben steht." Das Horoskop biete schnell, einfach und unverbindlich "eine kurze Orientierung im Alltag, oft auch Lob oder Trost oder Denkanstöße – das tut einfach gut, selbst wenn man nicht daran glaubt."

Der Leser füllt die Leerstellen

Wie kann es sein, dass man sich beim Lesen dann doch gelegentlich persönlich gemeint fühlt? – Katja Furthmann: "Horoskope sind immer so geschickt verfasst, dass sie auf ein Massenpublikum und gleichzeitig auf jeden einzelnen Leser zutreffen." Konkrete Ankündigungen wie "Sie werden morgen einen Streit mit Ihrem Chef haben" würden darin in der Regel vermieden. Stattdessen sei dann eher z. B. von "beruflichen Herausforderungen" die Rede. Oder von "Chancen", "Projekten", "Begegnungen". Die Sprache sei so allgemein, "dass der Leser die Leerstellen füllen muss – Orte, Zeiten, Personen bleiben unbestimmt."

Texte unklarer Herkunft

Wer schreibt eigentlich diese Pressehoroskope? Das sei ganz unterschiedlich, sagt Katja Furthmann: "Manche Zeitschriften beauftragen Astrologen, andere bekommen ihre Horoskope von Medienagenturen fertig geliefert." Manchmal würden sie auch von eigenen Redakteuren selbst verfasst. "Aus welcher Feder die Texte eigentlich stammen, ist oft nicht ganz klar", so die Horoskop-Expertin, "und viele Redaktionen möchten dazu auch nur ungern Auskunft geben".

Auch wenn Katja Furthmanns Recherchen zum Thema nun schon einige Jahre zurück liegen, liest sie selbst noch gerne Horoskope: "Aber immer mit einer gesunden Distanz und der Brille der Sprachwissenschaftlerin".

Volltreffer nicht ausgeschlossen

Steht unsere Zukunft in den Sternen bzw. unseren Sternzeichen? Wissenschaftlich gibt es dafür keine Belege. Deshalb dürften sich mit Horoskopen eigentlich nur Zufallstreffer landen lassen. Wenn es richtig gut läuft, allerdings auch echte Volltreffer – so wie damals bei Simone aus St. Tönis: "Das Horoskop sagte mir, dass ich am Wochenende den Mann für's Leben kennen lernen werde, und das ist passiert, wir sind jetzt 20 Jahre verheiratet."