Eine Kirche und der sogenannte "Wengepark" teilen den Ort auf – in das nördlich gelegene "Neu-Lanstrop", das in den 60er Jahren als Neubau-Siedlung einer Wohngenossenschaft entstand, und das historisch gewachsene "Alt-Lanstrop". Hier sorgen Fachwerkhäuser und Bauernhöfe neben Einfamilienhäusern für einen dörflichen Charme.
"Haus Wenge" erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Im "Wengepark" fällt ein imposantes rötliches Gebäude ins Auge: Das "Haus Wenge", ein von Wassergräften eingefasster ehemaliger Adelssitz. Es ist in Dortmund das einzige erhaltene Adelshaus aus dem 16. Jahrhundert mit gotischen Formen und weist einen außergewöhnlich konstruierten Sparren-Dachstuhl aus Holz auf – den einzigen seiner Art in ganz Nordrhein-Westfalen. Er wird nur durch Holznägel zusammengehalten.
Lange war Haus Wenge im Dornröschenschlaf, in letzter Zeit tut sich aber etwas in dem Gebäude: Aktuell laufen umfangreiche Reinigungs- und Aufräumarbeiten. Die Stadt will es übernehmen, ein Verein soll das charakteristische Haus mit Leben füllen. Angedacht sind Trauungen vor dem pompösen Kamin, Lesungen, Konzerte und VHS-Kurse. Auch Vereine und Gruppen aus dem Dorf sollen im Haus Wenge einen neuen Anlaufpunkt finden. Noch in 2023 soll alles in trockenen Tüchern sein.
Wahrzeichen, Aussichtspunkt und beliebtes Fotomotiv
Über die Grenzen Lanstrops hinaus bekannt ist vielen in der Region ein ehemaliger Wasserturm, das "Lanstroper Ei". Der kugelrunde Tank auf einem 60 Meter hohen Stahlgerüst ist ein beliebtes und vielfotografiertes Ausflugsziel für Wanderer und Radfahrer. Manche Lanstroper nutzen die Aussicht bis ins Münsterland aber auch einfach nur für eine besonders malerische Gassi-Runde mit dem Hund.
Umso verständlicher, dass sich großer Widerstand regte, als der Turm abgerissen werden sollte – denn seit den 80er Jahren ist er nicht mehr in Funktion. Und so wacht das "Lanstroper Ei" noch heute über das Dorf. Und ein kleines Geheimnis verraten wir Ihnen noch: Genau genommen steht der Wasserturm laut heutiger Karten im Örtchen Grevel. Am Namen "Lanstroper Ei" ist aber zur Freude der Lanstroper nicht zu rütteln.
Frische Eier für Cafés, Restaurants und die ältere Dame von nebenan
Landwirtin Silvia Lüning vom gleichnamigen Hof am Rande Lanstrops kümmert sich tagsüber um die eigenen Hühner, Schweine und Felder der Familie. Nebenbei schmeißt sie gemeinsam mit der Familie und einer Mitarbeiterin auch noch den Hofladen. Nach Feierabend bricht sie zwei Mal in der Woche zur "Eiertour" auf. Bäckereien, Cafés, Restaurants oder Hotels bekommen dann palettenweise frische Eier direkt vom Hof um die Ecke, aber auch Milch aus dem Hofladen oder große Säcke Kartoffeln.
Auch einige private Kunden aus dem Dorf fährt die Landwirtin auf ihrer Tour an, wenn deren Bestellung groß genug ist – für viele der älteren Dorfbewohner ist das eine einfache Möglichkeit, sich mit Dingen des täglichen Bedarfs einzudecken. Nebenbei hat Silvia Lüning immer auch Zeit für einen kleinen Plausch. So erfährt sie immer, was das Dorf gerade bewegt, sagt sie.
"Vorstadtkrokodile"-Autor trank sein Feierabendbier um die Ecke
Einer der wohl bekanntesten ehemaligen Einwohner Lanstrops ist Ihnen vermutlich früher im Schulunterricht begegnet: Autor Max von der Grün lebte seit den 50er Jahren bis zu seinem Tod 2005 in einer Doppelhaushälfte im alten Dorf.
Sein Jugendbuch "Die Vorstadtkrokodile" von 1976 handelt von einem querschnittsgelähmten Jungen, der einer Kinderbande beitreten will; es ist bis heute in vielen Schulen Lesestoff. Ende der 70er Jahre verfilmte der WDR das Buch, unter anderem mit bekannten Schauspielern wie Eberhard Feik, Martin und Willy Semmelrogge. 2009 kam eine Neuverfilmung in die Kinos.
Neben den "Vorstadtkrokodilen" machte sich von der Grün vor allem als Arbeiterschriftsteller einen Namen, der ursprünglich selbst auf der Zeche Königsborn im Kreis Unna tätig war. Er befasste sich in seinen Werken mit den Problemen der Bergleute und Arbeiter – und legte Zeit seines Lebens großen Wert darauf, nicht als abgehobener Autor aus dem Elfenbeinturm heraus zu schreiben, sondern den Anschluss an die "einfachen Leute" nicht zu verlieren. So traf man ihn im Dorf Lanstrop auch regelmäßig in der urigen Eckkneipe beim Feierabendbier. Heute trägt der Platz zwischen dem Dortmunder Hauptbahnhof und der Katharinentreppe seinen Namen.