Heimatkenner Wolfgang Müller vor der "Knallgasse"

Fischeln

Stand: 02.01.2023, 00:00 Uhr

Fischeln ist der südlichste Stadtteil von Krefeld und ziemlich städtisch geprägt. Durch den Ort verläuft eine gut frequentierte Einkaufsstraße. Doch wenn man abseits schaut und sich bei den Menschen näher umhört, tun sich Geschichten auf, die es wert sind, erzählt zu werden.

Von Petra Krüll

Fischeln

WDR 4 Mein Dorf 06.01.2023 10:07 Min. Verfügbar bis 09.01.2024 WDR 4 Von WDR4-Do SK41 Regie Redakteur


Download

Wie die von Heiko Gerisch. Er sammelt in Gaststätten und bei Privatleuten Pfandflaschen, um mit den Erlösen das Elternhaus des Fördervereins zugunsten krebskranker Kinder Krefeld e. V. zu unterstützen. Dort finden Eltern, deren Kinder im nahegelegenen Klinikum länger stationär betreut werden müssen, ein Zuhause auf Zeit. So können Mama und Papa, aber auch Geschwisterkinder, dem kranken Familienmitglied nahe sein und, wenn es der Zustand erlaubt, auch gemeinsame Zeit im Elternhaus verbringen.

Zentrum von Fischeln umgebaut

Hinter zwei Meter dicken Wänden leben die Bewohner des ehemaligen Luftschutzbunkers mitten im Zentrum von Fischeln. 2018 wurde nach langem Leerstand mit dem Umbau begonnen, und es entstanden 30 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten. Die Front und der Eingangsbereich erinnern noch an die damalige Bestimmung im 2. Weltkrieg, und in verschiedenen Wohnungen blieben einige Wandflächen aus Beton original erhalten.

Spektakulärer Raketenklau eines Fischelners

Ein paar Straßenecken weiter liegt die "Knallgasse" oder auf Fischelner Platt "Knalljatz". Die schmale Durchgangsstraße zwischen hohen Mauern wird im Volksmund so genannt, weil die Holzschuhe der Menschen, die auf dem Kopfsteinpflaster durch diese Gasse liefen, ein lautes Knallen auslösten, das überall in der Nachbarschaft zu hören war.

KGB-Spion in Fischeln

Es geht aber noch kurioser und mutet wie eine Episode aus einem James-Bond-Film an: In Fischeln gab es nämlich einen KGB-Spion! Es war der Fischelner Architekt Manfred Ramminger. Der stahl 1967 zusammen mit einem Starfighter-Pilot der Luftwaffe vom Fliegerhorst Neuburg an der Donau eine gefechtsbereite Kampfrakete und chauffierte das fast drei Meter lange Monstrum in seinem Privat-Pkw, dessen Heckscheibe er für den Transport einschlagen musste, nach Fischeln. Dort zerlegte er die Rakete in unauffällige Einzelteile und verschickte sie per Luftfracht an seine Auftraggeber in der KGB-Zentrale in Moskau. Ein Jahr später flog der Diebstahl auf, und der Architekt wanderte ins Gefängnis. 1971 kam Ramminger im Zuge eines Agentenaustauschs gegen politische Gefangene aus der DDR frei. Auch das ist Fischeln!

Fischelner Stadtpark ein Bürgerprojekt

Dagegen ist die Geschichte vom Fischelner Stadtpark eine rundum erfolgreiche. Als Anfang der 1990er Jahre der lange geplante, aber nie realisierte, Park drohte, der klammen Stadtkasse zum Opfer zu fallen, nahmen Bürger das Projekt selbst in die Hand und gründeten einen Förderverein. Sie sammelten Spenden, pflanzten Bäume und legten Rasenflächen an, sodass die grüne Lunge von Fischeln heute tief durchatmen kann. Aktuelles Projekt ist ein Fitnessparcours. Ende 2022 belegte der "Förderverein Stadtpark Fischeln" den 1. Platz im Ehrenamtswettbewerb um den "Heimatpreis" der Stadt Krefeld und durfte sich über 7.500 Euro freuen.

WDR 4 unterwegs