
Der Büchel in Remscheid
Stand: 06.03.2023, 00:00 Uhr
Der Büchel ist eine der ältesten Hofschaften im Remscheider Stadtteil Hasten. Vom Büchel aus hat man einen wunderbaren Blick in die bergische Landschaft – unten fließt der Morsbach, oben in der Hofschaft Büchel wohnten einst viele reiche Kaufleute. Deshalb gibt es im Büchel viele herrschaftliche, typisch bergische Schieferhäuser – dazwischen kleine Fachwerkhäuschen und auch ein paar modernere Einfamilienhäuser.
Von Klaudia Deus
Die Anwohner lieben ihre Hofschaft, ihr "Dorf", vor allem wegen der netten Nachbarschaft. Denn sie treffen sich gerne vor ihren Häusern für ein "Vertellkes" – ein Schwätzchen, wie man in Remscheid sagt. Für Anwohnerin Anja Müller hat der Büchel genau die richtige Größe:
"Also, ich kann mir nix Besseres vorstellen, als hier zu wohnen. Das ist hier so mitten in der Stadt – auf dem Land. Weil hier jeder jeden kennt und jeder auf jeden aufpasst – und wenn was ist, ist jeder für jeden da."
Historischer Rundgang auf dem Büchel
Die Hofschaft Büchel ist für den Stadtführer und Hobbyforscher Klaus Schmidt ein Highlight. Er führt schon seit Jahren Menschen durch den Büchel.
"Man sagt auch: die 'Hofschaft der pfiffigen Kaufleute'. Und Remscheid wird ja auch die 'Seestadt auf dem Berge' genannt – das ist einen Rundgang wert. Die Familie Luckhaus hat ein berühmtes Exporthaus gegründet und Patrizierhäuser auf dem Büchel gebaut. Zwei davon sind heute Baudenkmäler und eins ist von einem Remscheider Architekten wunderbar restauriert worden – ein wahnsinniges Schmuckstück."
Die Kaufmannsfamilien haben ihre Werkzeuge bis nach Übersee in die ganze Welt vertrieben – berühmte bergische Produkte: Sensen, Sicheln, Industrie-Sägen und -Messer und andere Werkzeuge.
In der Hofschaft Büchel sind die berühmtesten Häuser mit Hinweisschildern versehen. Interessierte können sich also selbst auf den Büchel begeben und ihren eigenen historischen Rundgang machen.
Wohnen wie die Fabrikanten: Zu Besuch in einer alten Villa
In einer wunderschönen bergischen Villa lebt Andrea Jakob-Pannier. Gemeinsam mit Ihrem Mann hat sie die alte Schiefervilla liebevoll restauriert und vieles von Profis aufarbeiten lassen. Dazu brauchte es vor allem einen guten Schreiner.
Die grünen Fensterläden, der schwarze Schiefer an der Fassade und die weißen Balken sind übrigens ein Lebenswerk – sie müssen alle paar Jahre frisch gestrichen werden. Außerdem hat das Haus noch die originalen Fenster – viele Fenster, denn je reicher die Bewohner waren, umso mehr Fenster gab es früher.
Der Bescherungsverein
Den Bescherungsverein in Remscheid-Büchel gibt es seit weit über 100 Jahren. Es gab Zeiten, in denen viele Ortsbewohner nicht so viel Geld zur Verfügung hatten. Der Verein ermöglichte ihnen, an Weihnachten trotzdem Bescherung zu feiern, wie Klaus Schmidt erklärt:
"Das ist ein Verein, wie er an vielen Stellen in Remscheid entstanden ist. Der Bücheler ist der zweitälteste – er hat schon 125 jähriges Jubiläum gefeiert. Das funktioniert heute noch: Es gibt vier Bescherungsvereine in Remscheid und der Hauptsinn war, dass man Kinder zu Weihnachten bescherte. Und es gab ein Hoffest."
Der Bescherungsverein feiert regelmäßig eine Sommerkirmes. Dann herrscht im Büchel Ausnahmezustand – ein großes Straßenfest mit mit Live-Musik. Und auch sonst kümmert sich der Verein weiterhin um das Wohlergehen der Bücheler: zum Beispiel mit einem Spielplatz für die Kinder aus dem Viertel.
Die ersten Mehrfamilienhäuser
"Früher waren ja die kleinen Werkstätten, die kleinen Schmieden, nur im oder am Haus. Es wohnte nur die Inhaberfamilie dort", so Klaus Schmidt. Im Büchel änderten sie das. Dort bauten sie Mehrfamilienhäuser. Der Büchel wurde ein lebendiges Viertel. "Es gab Mietshäuser, es gab viele Kneipen, die es dort nicht mehr gibt. Es gab tolle Gemeinschaften, man ging zusammen kegeln. Und man ging zusammen feiern, wenn es was zu feiern gab."
Die kleinen, aber feinen Remscheider Hofschaften, wie der Büchel, besinnen sich heute wieder mehr auf ihre Tradition: Es ist einfach schön, wenn man seine Nachbarn kennt und zusammenhält. Das macht das Leben hier so besonders.