U-Bahnhof Zoologischer Garten, daneben eine Würstchenbude. Wer ins tiefe Sauerland fährt, kann dort das West-Berlin der achtziger Jahre entdecken. Und zwar auf der Freilichtbühne in Herdringen bei Arnsberg. Dort steht bis 10. September das Kult-Musical "Linie 1" auf dem Programm.
In seiner Entstehungszeit war das Stück umstritten. Nicht wegen der mitreißenden Songs, sondern weil die Handlung satirische Schärfen hatte. Ein Mädchen vom Lande kommt in die Großstadt und sucht nach einem Rockstar. Von dem erwartet sie – nach einem wilden Konzert und einer noch wilderen Nacht – ein Kind. Sie begegnet Jugendlichen, die Drogen nehmen und verkaufen, die Kontrolleure veralbern und keinen Platz im Leben finden. Und den Wilmersdorfer Witwen, deren Männer Nazis waren und nach dem Krieg wieder gute Posten bekamen.
Über 30 Leute sind auf der Bühne, das Amateurensemble singt, tanzt und spielt mit viel Charme und Energie. Die Musik kommt vom Band. Man spürt, wie viel Liebe in dieser Aufführung liegt. Wie in allen Freilichtbühnen werden die Kulissen und Kostüme selbst gebaut und geschneidert. Das ganze Jahr lang arbeiten die Leute für die Aufführungen im Sommer.
Der Spielplan ist wieder sehr abwechslungsreich. Die Naturbühne Hohensyburg präsentiert zum Beispiel die Filmbearbeitung "Lang lebe Ned Divine" – eine britische Komödie aus der Unterschicht – und das "Shrek"-Musical über den grünen Zeichentrick-Oger. Coesfeld zeigt die Theaterfassung der Hollywoodkomödie "Eine Hochzeit zum Verlieben". Und auf der Burgbühne Stromberg hat Anfang August "König Artus und die Ritter der Tafelrunde" Premiere. Eine mittelalterliche Heldengeschichte mit Bezügen zur Gegenwart. Denn Artus und seine Recken leben in einer Welt, die sich rasant verändert.
Termine
"Linie 1" läuft wieder vom 19. August bis 10. September in Herdringen.
"Lang lebe Ned Divine" am 29. und 30. Juli, "Shrek" ab dem 12. August auf der Naturbühne Hohensyburg bei Dortmund.
