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Do it yourself

"Do it yourself"-Ausstellung in Hagen

Stand: 19.10.2022, 00:00 Uhr

Früher haben Menschen aus Not Taschen und Puppen aus Kleiderresten gefertigt. Heute ist das Selbermachen wieder Trend – auch im Sinne der Nachhaltigkeit.

Von Stefan Keim

Ein Boot aus Blech steht im Raum. Es sieht nach Militärgerät von früher aus. Und wahrhaftig, ursprünglich war es ein Extratank für ein Flugzeug im 2. Weltkrieg. Damit sollte die Reichweite vergrößert werden, und wenn der Tank leer war, haben ihn die Piloten abgeworfen. Dieser hier stammt aus Rietberg im Kreis Gütersloh. Die Finder haben ihn zu einem Boot umgebaut, in das ein Kind hineinpasst. Alles wurde verwendet in Zeiten der Not. Die Ausstellung "Do it yourself" im Hagener Osthaus-Museum erzählt aus der Geschichte und von heute.

Empfangsverstärker und Rasenmäher

Ein großes Kapitel ist der DDR gewidmet. Auch da war Erfindergeist gefragt, weil es manche Dinge nicht gab. Aus einem Puppenwagen und dem Motor einer Wäscheschleuder hat sich jemand einen Rasenmäher gebaut. Und weil russische Funksprüche den Empfang westlicher Radio- und Fernsehsender störten, haben Tüftler einen Empfangsverstärker gebaut. Und zwar aus einem Milchtopf, einem Tauchsieder und einer Kupferspirale. Damit konnten sie störende Signale rausfiltern. Der Name des vor allem in Sachsen und Thüringen verbreiteten Geräts: "Russentod".

Hausfrauen und Punks

Die Ausstellung zeigt nicht nur Gegenstände, sondern erzählt auch geschichtliche Zusammenhänge. Vom klassischen Bild der Hausfrau, die abends Strümpfe stopft und Kleidung näht, um den Familienhaushalt zu entlasten. Aber auch von den Punks, die sich möglichst unabhängig von der Konsumwelt machen wollten. Und so ihre Jacken und Hosen selbst zusammentackerten.

Viele Möglichkeiten

Heute ist das Selbermachen wieder in. Es gibt Reparaturcafés, wo man Kenntnisse austauschen kann. Es wird wieder gestrickt, was das Zeug hält. Und selbst gebastelte Dinge haben unter dem Begriff "handmade" wieder einen guten Ruf. Die Besucher können selbst Origami falten und bei einem Quiz herausfinden, welcher "Do it yourself"-Typ sie sind. Es ist beeindruckend, wie viele Möglichkeiten es gibt. Ein Tüftler hat zum Beispiel Tassen mit zwei Henkeln und andere Hilfsmittel für Behinderte erfunden und hergestellt – mit einem 3D-Drucker.