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Punk, Schlaghosen, unvergessliche Musik: Das waren die 70er!

Von Sabine Kortland

Punk, Schlaghosen und Saturday Night Fever. Unvergessliche Musik, schräge Mode und Filme, die zu Klassikern wurden. Ein Rückblick auf ein buntes Kultjahrzehnt.

Die schrille Mode der 70er ist auch heute noch beliebt: Schlaghose, Plateau-Schuhe, lange Haare – ein buntes Hemd mit großem Kragen dazu. Die Schlagersängerin Tina York, modisch gekleidet, steht in einem klassischen Wohnzimmer im Stil der Zeit: jede Menge Langspielplatten und riesige Lautsprecherboxen – Mode und Musik gehörten auch in den 70ern einfach zusammen.

Spezielle Mode und Musik, das war auch das Motto von ABBA: Glitzer und Glamour gepaart mit international erfolgreicher Popmusik. Den Durchbruch hatte ABBA 1974 beim Eurovision Song Contest, den die Schweden mit ihrem Titel "Waterloo" gewannen.

Die Schlagersängerin Manuela, bekannt durch ihren Hit "Schuld war nur der Bossa Nova", trug gerne Hotpants. Hier posiert sie 1971 auf einem Dach mit einem Schornsteinfeger, um ihren Titel "Der schwarze Mann auf dem Dach" vorzustellen.

Geprägt wurde die Mode vor allem durch das Disco-Fieber, das aus den USA nach Deutschland herüber schwappte. Es war das Jahrzehnt der schrillen Extreme, Hippies mit langen Blumenkleidern und Lederwesten mit Fransen, den hautengen glitzernden Overalls mit Plateau-Schuhen, für Frauen und Männer gleichermaßen.

Zum "Kultmann" der 70er Jahre hat sich John Travolta in die Köpfe der Zuschauer getanzt. "Saturday Night Fever" gehört zu den Kultfilmen dieses Jahrzehnts und löst mit Erscheinen 1977 auch die Disco-Welle hierzulande aus. Mit dem Film wurde auch sein Soundtrack unsterblich, der hauptsächlich von den BeeGees komponiert und gesungen wurde.

Neben den BeeGees, ABBA, Queen oder Pink Floyd war auch die deutsche Disco-Formation Boney M., produziert von Frank Farian, eine der Kultbands der 70er. Ihre Hits "Daddy Cool" oder "Rivers of Babylon" feierten in Deutschland, aber auch international. große Erfolge. Insgesamt hatte Boney M. von 1976 bis 1979 acht Nummer-1-Hits in Deutschland.

Schlager, Rock'n'Roll, Disco waren beliebte musikalische Genres, doch in den 70ern gab es neue Genres, die es zu weltweiter Beachtung gebracht haben: Jazz-Rock, Reggae und Punk. Die britische Band Pink Floyd gründete sich bereits in den 60er Jahren, doch ihren Durchbruch feierte sie in den 70ern. 1973 veröffentlichte Pink Floyd das Album "The Dark Side of the Moon", das damals bestverkaufte Album der Welt, bis Michael Jacksons "Thriller" in den 80ern die Verkaufszahlen toppte. Pink Floyd wurden zur bombastischen Super-Band. Auch als Live-Band, wie bei dem Konzert in Paris 1977.

Ein Superstar in dem musikalischen Genre, das er mitbegründet hat, war Bob Marley. In den 70ern feierte er internationale Erfolge mit der Reggaeformation "The Wailers". Seine Hits "Get Up, Stand Up", "I Shot the Sheriff" oder "No Woman No Cry" sind bis heute beliebt.

Und dann war da noch der Punk, die Gegenbewegung zur Sixties-Seligkeit: Die "Ramones" gelten als Begründer des Punks in den USA. 1974 gründeten die vier New Yorker ihre Band, weil sie genervt waren vom populären Rock, wie er von Pink Floyd oder Led Zeppelin vertreten wurde. Ihr erstes Konzert wurde damals als legendär bezeichnet, sie spielten viel lauter und schneller als alle anderen: "Hey Ho, let´s go!"

Bei ihm waren die BeeGees, Boney M, Tom Jones, The Who und viele mehr zu Gast: Ilja Richter moderierte die beliebte Musiksendung "Disco". Das Besondere dieser Show war, dass verschiedene Musikgenres dort ihren Platz fanden: Disco, Pop und Schlager. Deep Purple neben Mary Roos, Jimi Hendrix neben Christian Anders oder Chris Roberts neben Smokie. Ilja Richter moderierte diese Sendung von 1971 bis zu ihrer Einstellung 1982.

Der Fernseher gehörte in den 70ern zu fast jeder Wohnzimmerausstattung. Neben vielen Unterhaltungssendungen, wie "Dalli Dalli", "Erkennen Sie die Melodie" oder der "ZDF-Hitparade", flimmerten auch US-Serien wie "Drei Engel für Charlie", "Kojak" und "Starsky and Hutch" auf den deutschen Bildschirmen. Als deutsche Serie war Ekel-Alfred 1973 mit seiner Familie zum Kult geworden, in "Ein Herz und eine Seele".

Auf den Kinoleinwänden begeisterten unter anderem die "Rocky Horror Picture Show", "Der Pate", "Einer flog über das Kuckucksnest" oder auch "Vier Fäuste für ein Halleluja". Die bis heute unschlagbare Begeisterung für die Filmreihe "Star Wars" hätte sich George Lucas damals sicherlich nicht träumen lassen: Krieg der Sterne, der Grundstock eines Imperium wurde geschaffen. Der erste Film dieser Saga lief 1978 in den westdeutschen Kinos an. Über 40 Jahre später ist der Star Wars-Hype noch immer nicht abgeebbt.

Fußballerisch konnte die Bundesrepublik Deutschland in den 70ern auf Erfolge zurückblicken. Erstmals war Deutschland 1974 das Gastgeberland einer Fußball-Weltmeisterschaft. Mit einem Sieg von 2:1 gegen die Niederlande im Endspiel am 7. Juli 1974 konnte Deutschland diese WM für sich entscheiden. Deutschland wird zum zweiten Mal Weltmeister. Gerd Müller (links) und Paul Breitner, die beiden Torschützen, jubeln nach dem WM-Titel.

International machten sich in den 70ern folgende Sportler unvergessen: Niki Lauda mit seinen Formel-1-Weltmeister-Titeln von 1975 und 1977, Rosemarie Mittermaier, die "Gold-Rosi", die 1976 Olympisches Gold im Slalom und in der Abfahrt holte, sowie der belgische Radrennprofi Eddy Merckx, der von 1969 bis 1974 jeweils die Tour de France und den Giro d’Italia gewann. In Erinnerung bleibt außerdem der legendäre "Boxkampf des Jahrhunderts" 1971: Muhammed Ali (Cassius Clay) gegen Joe Frazier. Ali gewann den Kampf durch Technisches K.O. in der 14. Runde

Hierzulande hatte in der Fussballbundesliga Borussia Mönchengladbach in diesem Jahrzehnt die Oberhand. Dicht gefolgt von Bayern München. 1978 konnte sogar einmal der 1. FC Köln die Meisterschaft für sich entscheiden. Hier feiert Borussia Mönchengladbach 1977 den Gewinn des deutschen Fußballmeistertitels. Es ist der fünfte in der Klubgeschichte nach 1970, 1971, 1975 und 1976. Trainer Udo Lattek hebt triumphierend die Meisterschale hoch.

Die Bevölkerung hat sich ebenfalls in den 70ern zum Sport bekannt: Die Trimm-Dich-Bewegung kam auf, mit ihr die sogenannten "Trimm-Dich-Pfade". Spaziergänge im Wald wurden von nun an mit der ganzen Familie zu Trainingseinheiten mit Fitnesseffekt.

Eine Kult-Biografie brachte der Stern 1978 raus: "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", eines der erfolgreichsten deutschen Sachbücher der Nachkriegszeit. Es geht um das Leben von drogenabhängigen Jugendlichen, geschildert aus Sicht der Christiane F., die rund um den Berliner Bahnhof Zoo in der Drogenszene leben und ihren Heroin-Absturz schildern. Dieses Buch bestätigt auch den stetig steigenden Drogenkonsum in Deutschland. Die Zahl der Drogentoten steigt von knapp 30 im Jahr 1970 auf über 600 im Jahr 1979. Hier eine Szene aus der Verfilmung des Buchs von Ulrich Edel mit Nadja Brunkhorst als Christiane F.

Eine Erfindung, die viele Rechenarbeiten erleichterte, war 1971/1972 der Taschenrechner als automatische Rechenmaschine. Dieser Taschenrechner war handlich und erschwinglich. Der Grundstein für den Personal Computer wurde 1976 mit der Gründung von "Apple" gelegt, das Unternehmen zählt bekanntlich bis heute zu den innovativsten und umsatzstärksten der Welt.

Das gute alte Wählscheibentelefon. Damals wurde das Telefon noch mit dem bestellten Telefonanschluss von der Deutschen Bundespost mitgeliefert. Ab 1970 wurden auch farbliche Telefone angeboten: Neben dem grauen Standardmodell kam nun Ockergelb, Lachsrot, Orange und Farngrün dazu. Mangels Nachfrage wurde das rote Telefon wieder aus dem Sortiment genommen.

Bei diesem eingerichten Kunststoffhaus "fg 2000" war die Farbe Rot dagegen vorheerschend. Dies war ein Bausystem für Einfamilienhäuser. Das Interieur besteht ausschließlich aus knallroten und gelben Möbeln. Hier war sogar die Decke mit flauschigen Teppichfliesen bestückt.

Die 70er-Jahre-Einbauküchen legten hingegen nicht so viel Wert auf Design, sondern auf Pragmatismus. Neu waren die ausziehbaren Arbeitsplatten, um bequem im Sitzen das Essen vorbereiten zu können.

Die Autos der 70er haben oft einen Kultstatus erreicht. Hier der VW-Bulli – bunt bemalt in Regenbogenfarben, galt er in den 70ern als Hippie-Auto. Hier in Deutschland allerdings kamen in Folge der Ölkrise Kompaktwagenformate auf den Markt, die spritsparender waren, als die trotz allem beliebten Wagen Ford Taunus und Granada oder der Mercedes "Strich-Acht". Audi 80, VW Käfer und dann der Golf, Opel Kadett und der "Hundeknochen" Ford Escort waren die sparsamen und beliebten Wagen der 70er Jahre.

Statt in teure Autos zu investieren, gab der Deutsche in den 70ern gerne mal ein paar Pfennige oder Markstücke für eine Runde am Spielautomaten aus. 1977-1979 galten als die erfolgreichsten Jahre der Flipper. In Düsseldorf fand 1973 ein Automatentag statt, mit zahlreichen Neuvorstellungen auf dem Flipper- und Spielautomaten-Markt.

Diese Kinder schlecken unbekümmert ihr Eis. Damals kostete die Kugel ja nur 30 Pfennig. Etwas teurer dagegen war das damals sehr beliebte "Dolomiti"-Eis. 1973 kam es auf den Markt, es hatte die drei Geschmacksrichtungen Zitrone, Himbeere und Waldmeister. Allerdings wurde der Verkauf von "Dolomiti" 1987 wieder eingestellt. Seit 2014 gibt es das Eis wieder, allerdings soll es nicht an den damaligen Geschmack herankommen.

Stand: 19.08.2019, 12:14 Uhr