poetisch - harmonisch - empfindsam

Für den Konzertsaal hat Carl Philipp Emanuel Bach 1774 sein Oratorium über die "Auferstehung und Himmelfahrt Jesu" geschrieben. Er vertont darin einen Text des aufgeklärt-empfindsamen Dichters und Philosophen Karl Wilhelm Ramler.

poetisch - harmonisch - empfindsam

18:04 - 20:00 Uhr

Erlebt, empfunden und erhaben sollte die Dichtung sein, fand Friedrich Gottlieb Klopstock, einer der großen Poeten des 18. Jahrhunderts. Sein Kollege der aufgeklärte Dichterphilosoph Christian Fürchtegott Gellert wollte "die Erbauung der Leser befördern und die Herzen in fromme Empfindungen setzen". Beide prägen Mitte des 18. Jahrhunderts nicht nur die „Poesie“ sondern auch die "Harmonie", also die Musik. Ähnliche Ideen verfolgt Barthold Heinrich Brockes in seiner Gedichtsammlung vom "Irdisches Vergnügen in Gott", in der er die Natur als Mittler zwischen Mensch und Gott betrachtet. Georg Friedrich Händel hat einige dieser naturlyrischen Gedichte vertont. Auch Georg Philipp Telemann singt in seiner "Musikalischen Idylle" über den "May" ein Loblied auf die Natur. Er vertont Verse von Karl Wilhelm Ramler, die noch Jahre später ein Zeitgenosse "eines der vollkommensten deutschen musikalischen Gedichte" nennt. Der junge Poet und Philosoph sorgt um 1760 auch mit Oratorien-Libretti für Aufsehen, in denen er einfühlsam das Leben und den Tod Jesu betrachtet – und dessen "Auferstehung und Himmelfahrt". Telemanns Nachfolger als Hamburger Musikdirektor, Carl Philipp Emanuel Bach, hat Ramlers Himmelfahrts-Oratorium in beeindruckender Weise vertont, und er schlägt darin einen empfindsamen und zugleich innovativen Ton an, der bisweilen schon in Richtung Klassik weist.

Von Helga Heyder Späth

Die Musiken der Sendung